Von „Krabat“ bis „1000 Gründe nicht zu küssen“

Denkmalfreunde, Ortsvorsteherin, HOT-Besucher und -Mitarbeiter warben am Offenen Bücherschrank fürs Lesen

 

SINZIG. Pech mit der Witterung hatte der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums, als er im Mai seinen Offenen Bücherschrank vorstellte. Die dabei ins Wasser gefallene Leseaktion vor der zur Bibliothek umfunktionierten Telefonzelle am Brunnenplatz wurde nun an einem lauen Sommerabend mit vereinten Kräften nachgeholt. Außer Ortsvorsteherin Silvia Mühl und Vorstandsmitgliedern des Denkmalvereins war das Haus der offenen Tür (HOT) mit von der Partie. Dessen Mitarbeiter und Besucher hatten sogar eigens den Lesethron des HOT mitgebracht.

 

Franz Krämer vom Denkmalverein begrüßte die Gäste, nicht ohne ihnen den Prototyp des Literaturfreundes vorzuführen. Der versucht im heiter gefärbten Gedicht „Bücher“ des populären Dichters Eugen Roth sich von vermeintlich überzähligen Exemplaren zu trennen, um schließlich all die Werke, wie die von Schopenhauer, Herder und E. T. A. Hoffmann wieder ins Regal zu stellen. Jeder Vorleser steuerte Lektüre seiner Wahl bei. So hatte Silvia Mühl Bastian Bielendorfers ironische „Leidens“-Autobiografie „Lehrerkind: Lebenslänglich Pausenhof“ dabei, während die mit zehn Jahren jüngste Leserin Marita Mies aus Hortense Ullrichs Buch „1000 Gründe, nicht zu küssen“ vortrug, in dem es um ein verliebtes Mädchen geht.

 

Auf Prosa folgten erneut Reime von Eugen Roth. Hot-Mitarbeiterin Anja Drieling fand die richtige Tonlage für den lesesüchtigen Lexikonnutzer, der auf der Suche nach dem Wort „Mormone“ von einem Wissensgebiet zum nächsten wandert.

Als erfahrene Vorleserin erwies sich darauf Guiliana Deutschmann, 15 Jahre, als sie zwei großartigen Erzählern und ihren Werken, Otfried Preußlers „Krabat“ und Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ ihre Stimme lieh. Denkmalvereinsmitglied Gottfried Nonnast, Motor des Offenen Bücherschranks, warb zuletzt noch einmal mit Herrmann Hesse für die Literatur und das Lesen: „Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken“. Die HOT-Beteiligten schlugen vor, zukünftige Leseabende unter ein besonderes Thema zu stellen.

 

Die Jüngste auf dem Lesethron war Marita Mies.

 

 

 

Guiliana Deutschmann trug Schlüsselszenen aus
Klassikern der Jugendliteratur vor.



Mit welch skurrilen Erlebnissen ein Lehrerkind ironisch abrechnet,
davon las Ortsvorsteherin Silvia Mühl am Brunnenplatz.

 

 

(c) 2013

Text und Fotos 1+2 (von oben): Hildegard Ginzler

Unteres Foto: Karl-Friedrich Amendt