Hohe Attraktivität durch feste Sammlungen und Wechselausstellungen

Agnes Menacher sprach zum 60jährigen Bestehen des HeimatMuseums im Schloss

Sinzig. 60 Jahre bewegter Geschichte eines Heimatmuseums in gut einer Stunde kurzweilig darzubieten ist keine einfache Aufgabe. Agnes Menacher, Leiterin des HeimatMuseum Schloss Sinzig, schaffte es mit Bravour. Das „Turmgespräch im Schloss“ des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig war diesmal einem wesentlichen Vereinszweck gewidmet, nämlich dem 60jährigen Bestehen des Museums. Und der Beifall der beeindruckten Zuhörerschaft galt danach nicht nur dem kurzweiligen Vortrag, sondern auch dem erfolgreichen, beharrlichem und unermüdlichem Wirken der Museumsleiterin für eine wichtige Einrichtung der Stadt Sinzig.

Dass das Zusammenwirken mit Stadtverwaltung und Stadtrat nicht immer einfach war, ließ Agnes Menacher quasi zwischen den Zeilen anklingen. Ein Kampf ums Geld und manchmal auch um Kompetenzen hat ihre Arbeit begleitet, seit sie vor 28 Jahren die Leitung übernahm. Und der hervorgehobene Hinweis auf den „kunstverständigen Stadtrat“ von 1968, der einst wichtige Gelder bewilligte, war als Fingerzeig in dieser Richtung zu verstehen…

Angefangen hat alles ganz klein. Franz Zimmer, Sinziger Bürgermeister in den ersten, sehr schwierigen Nachkriegsjahren arbeitete hartnäckig an der Umsetzung seiner Vision eines Heimatmuseums und eröffnete am 2. Dezember 1953 eine kleine Ausstellung zur „vaterstädtischen Vergangenheit“, so die zeitgenössische Formulierung. Sie hatte Platz gefunden im damaligen Rathaus in der Barbarossastraße, heute Jugendhaus der Offenen Tür. Der Umzug an den heutigen Standort im 1855 erbauten neugotischen Schloss folgte 1956. Der Bestand wurde wesentlich angereichert durch die gestiftete Kunstsammlung von Philipp Niederée aus Linz – bis heute ein Kernstück des Museums. „Historie an Ort und Stelle“ nannte Menacher den Umzug im Rückblick, denn das Schloss mit seinen Gemälden und Einrichtungsgegenständen aus dem 19. Jahrhundert ist mehr als nur eine Kulisse für ein Heimatmuseum. Zwischen 1963 und 1985 lösten sich mehrere Museumsleiter – alle arbeiteten und arbeiten ehrenamtlich - ab. Exponate mit und ohne Heimatbezug standen zur Verfügung, das Bemühen um ein schlüssiges Konzept war schwierig.

Eine wichtige Rolle in der Geschichte des Museums spielte das Sinziger Rhein-Gymnasium. Lehrer wie von 1980 bis 1985 Bernhard Koll wurden Leiter, arbeiteten in der Museums AG der Schule mit Kindern und Jugendlichen und schafften früh die Verknüpfung von Museum und Pädagogik, ein für Agnes Menacher auch heute sehr wichtiges Anliegen. Unter ihrer Leitung bildete sich mehr und mehr das Konzept des heutigen Museums heraus, das Sammlungen zur Stadtgeschichte ebenso anbietet wie die drei großen Schwerpunkte, die Sammlung zum Sinziger Maler Franz Steinborn, die Sammlung Niederée und die Sammlung zum Maler Carl Christian Andreae, dessen Wirken mit dem Schloss eng verbunden ist. Durch umfangreiche Leihgaben, Schenkungen und auch durch Aufkäufe ist der Bestand in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Als Ergänzung zu den ständigen Exponaten haben sich Sonderausstellungen längst etabliert. Agnes Menacher begann schon 1987 damit, nicht weniger als 34 sind es bisher geworden. Auf besonders breite Resonanz stieß dabei die Ausstellung „Heiß gebrannt und unverwüstlich – 140 Jahre Fliesen aus Sinzig“ als Ergebnis des langjährigen Wirkens eines Arbeitskreises, der auf diese Weise ein wichtiges Stück Sinziger Industriegeschichte dokumentierte. Auch Unerfreuliches ist rund um das Museum passiert. So gab es 1975 einen Einbruch, das Diebesgut konnte aber bald sichergestellt werden. 1992 führte ein Erdbeben zu erheblichen Schäden, so dass das Museum vier Jahre geschlossen bleiben musste.

Zum Schluss des Vortrags schloss sich der Kreis: Seit 2002 hat sich der Verein zur Förderung der Denkmalpflege als zusätzlichen Vereinszweck die Förderung des Museums auf die Fahnen geschrieben, es hat sich seitdem eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt, die Menacher als sehr positiv hervorhob. Die nächsten Aufgaben stehen schon an, unter anderem eine Digitalisierung des Bestands. Der erste Vorsitzende Karl-Friedrich Amendt gratulierte seiner Stellvertreterin – Museumsleitung und Vorstandsaufgabe sind gekoppelt - zum Jubiläum und zum gelungenen Vortrag, unter dankbarem Beifall des Publikums.

Download: Flyer Heimatmuseum

28 Jahre Museum in Sinzig – 28 davon hat Leiterin Agnes Menacher geprägt.

 

Text und Foto:

Matthias Röcke

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