Intensiver Blick auf Kirchen, Kapellen und Kreuze im Brohltal

Bildvortrag mit Buchbesprechung von Walter Müller begeisterte Denkmalverein Sinzig

Sinzig. „Sie merken schon, ich will Sie in die Kirchen bringen“. Das Publikum des Turmgesprächs des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig hatte das bei Walter Müllers Ausführungen schon längst bemerkt und folgte ihm mit großer Aufmerksamkeit zu den Kirchen, Kreuzen und Kapellen in der Verbandsgemeinde Brohltal. Sie alle präsentierte Müller im Bildvortrag mit Buchvorstellung – sein Buch dazu ist soeben erschienen -, allein 73 Kirchen und Kapellen sind darunter. Müller hat dabei genau hingeschaut, Informationen gesammelt, Quellen ausgewertet und meisterlich fotografiert. Wieviel Freude ihm das bereitet hat, machte sein lebendiger Vortrag überdeutlich.

Dabei hatte Müller das Thema vor den Arbeiten für das Buch nicht einmal sonderlich interessiert. Erst das Nachforschen vor Ort, die Gespräche mit Pfarrern, Küstern, Ortsbürgermeistern und interessierten Privatpersonen hat seine Begeisterung geweckt. Nun liegt das Buch vor, von Brenk (Kapelle St. Silvester) bis Volkesfeld (Kapelle zur Geburt Mariens) sind alle aufgeführt, dazu die Kirchen von Eich und Waldorf, die in besonderer Beziehung zu den Brohltalpfarreien stehen.

Mit dabei ist auch die einzige evangelische Kirche im Brohltal, die die Apostelkirche von Burgbrohl. Hier ist Klaus Müller als Presbyter in der Gemeinde tätig. Die Kirche ist neben vielen anderen im Brohltal ein Zeugnis der Verwendung einheimischer Tuff- und Basaltsteine, ein weiteres, ausgeprägtes Interessengebiet des Vortragenden. So nahm er sein Publikum mit auf eine Entdeckungsreise. Innenansichten der Kapelle in der Brohltalklinik (früher Krankenhaus Burgbrohl) oder die moderne Stele, die in Lederbach an die frühere Kapelle erinnert. Zu entdecken gibt es auch einiges in generell bekannten Bauwerken wie in der Pfarrkirche St. Potentinus in Wehr, wo es eine außerordentlich bedeutsame barocke Innenausstattung zu bewundern gibt. Viele Details aus den Innenräumen hat Müller fotografiert und erläutert und in zwei Fällen auch regelrecht neue Nachforschungen angestoßen. Ob nämlich der Altar von Niederdürenbach wirklich, wie überliefert, von der Burg Olbrück stammt oder der von Rodder aus der Brenker Kapelle, zieht Müller auf Grund gründlicher Recherchen in Zweifel. Nun wird der Sache vor Ort nachgegangen.

Passend zum Vortragsort, dem Museum Schloss Sinzig, das die Geschichte der Sinziger Keramikindustrie dokumentiert hat („Heiß gebrannt und unverwüstlich“) zog sich wie ein roter Faden die Verwendung Sinziger Fliesen in Kirchenbauten des Brohltals durch Müllers Vortrag. Deshalb hatte er auch außerhalb des Buchspektrums als Schlusspunkt die Kirche von Franken in den Vortrag aufgenommen.

Wegkreuze sind eine eigener Themenbereich im Buch. Auch hier stieß Müller auf besonderes Interesse, weil sich der Verein sehr um dieses Thema bemüht. Überhaupt folgte das Publikum dem Vortrag mit großer Spannung. Der symbolischen Aufforderung Müllers zum Schluss „Also gehen wir auf Suche“ konnten alle zustimmen. Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt dankte Müller denn auch in diesem Sinne für den höchst informativen und anregenden Vortrag und überreichte ihm – das ist Tradition beim Denkmalverein - zwei Flaschen Wein als „Honorar“. Zur nächsten Veranstaltung lädt der Verein am 22. Februar ein – zum Besuch der Ausstellung „Die Wittelsbacher am Rhein – Die Kurpfalz in Europa“ im Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim (Busfahrt, Anmeldung bis 4. Februar unter denkmalpflege@kabelmail.de oder Telefon 02642/ 46818).

Daten zum Buch: Müller, Walter: Kirchen, Kapellen Kreuze in der Verbandsgemeinde Brohltal und Nachbarorten, 344 Seiten, 1343 Abbildungen, gebunden, 14,95 Euro, erhältlich im örtlichen Buchhandel.

 

Einig in der Sache und in der Begeisterung für die Regionalgeschichte:
Walter Müller (rechts) und der Vorsitzende des Denkmalvereins
Karl-Friedrich Amendt.




(c) Janaur 2014

Text: Matthias Röcke
Foto: Denkmalverein