Der Blitz des Jupiters

Denkmalverein Sinzig besuchte Ausstellung „Gebrochener Glanz“ im Bonner Landesmuseum- Forschung an römischen Großplastiken mit neuer Technik

Sinzig. Was sich wohl hinter dem geheimnisvollen Namen „Gebrochener Glanz - Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes“ verbirgt, hatten sich die Teilnehmenden der Exkursion des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums vorher gefragt. Ziel war das Rheinische Landesmuseum in Bonn, dort hatte André Dumont die Gruppe aus Sinzig zu einer Führung erwartet. Es war eine ungewöhnliche Führung, denn die Gruppe nahm Teil am Gelingen einer umfangreichen Forschungsarbeit, einem gigantischen Puzzlespiel. Dessen Ergebnis ist die Ausstellung, die noch bis zum 20. Juli zu sehen sein wird.

Es geht um die Kultur der römischen Großplastiken in der Zeit vom zweiten bis zum sechsten Jahrhundert nach Christus. Sie gehörten zum römischen Selbstverständnis und zeigten in großer Zahl Gottheiten, Kaiser und verdiente Bürger. Für die Menschen damals rückten die abgebildeten Personen in die Nähe der Götter, die Plastiken waren also weit mehr als nur ein städtebauliches Schmuckelement. Bis heute haben Statuen von Machthabern eine hohe Symbolik, besonders wenn sie nach Machtverlust des Dargestellten vom Volk umgestürzt werden.

Viele der Bronzestandbilder in römischer Zeit wurden frühzeitig ersetzt, etwa wenn eine Person in Ungnade gefallen war oder man einfach Material für neue brauchte. Andere Figuren erfuhren mutwillige Zerstörung, aus beiden „Quellen“ haben Archäologen seit dem 18. Jahrhundert große Mengen von abgebrochenen Teilen und kleine Stückchen gefunden und gesammelt. Zu einem Ganzen zusammenfügen lassen sich die Puzzleteile erst jetzt dank moderner Technik. Die aktuelle Forschungsarbeit bezog 4000 Fragmente aus Fundstellen entlang des römischen Grenzwalls Limes von den Alpen bis zur Nordsee mit ein. Spurensuche, Röntgenuntersuchung, Computertomographie, Materialanalyse und Reparaturmöglichkeiten sind die Forschungsetappen, das Bonner Museum mit seiner gut ausgestatteten Werkstatt hat dazu viel beigetragen.

So gibt die Größe eines Bronzefußes hochgerechnet exakt Auskunft über die Größe der ganzen Statue und damit über die Bedeutung des Aufstellungsortes. Große Städte erhielten Statuen in menschlicher Übergröße, je unwichtiger der Ort, umso kleiner fielen die Plastiken aus. Der Augsburger Pferdekopf, ein Fuß, der einer Statue für die Göttin Diana zugeordnet wird oder ein Jupiter mit Schwert, aus dem tatsächlich ein Blitz „zuckt“, sind ganz besondere Exponate aus einer großen Fülle. Die Funde stammen unter anderen aus Köln, Mainz, Trier und Xanten, auch aus Kempten und von einigen Plätzen in den Niederlanden.

Die Ausstellung erläutert auch die hoch entwickelte Gießtechnik der Römer. Nachweisen lässt sich heute, dass sie für Bronzefiguren in unserem Raum mehr Blei verwendeten als in Italien, um dem feuchteren Klima Rechnung zu tragen. Drei verschiedene Wege zum Vergolden kannten die Römer, sie verwendeten einfaches Blattgold, eine Feuervergoldung oder die chemische Methode der Diffusionsvergoldung. So zeigte die Ausstellung eine ungewöhnliche Vielfalt der Themen: Technik, Geschichte, Alltag und Götterglaube der Antike. André Dumont brachte diese Vielfalt in präzisen und gut verständlichen Ausführungen nahe, wofür ihm im Namen der Gruppe der stellvertretende Vorsitzende Matthias Röcke ausdrücklich dankte.

Zu seiner nächsten Veranstaltung lädt der Verein am Donnerstag, 24. April zum Turmgespräch im Schloss ein, es geht dabei um Marienverehrung im Kreis Ahrweiler.

 

Die Gruppe des Denkmalvereins Sinzig im Landesmuseum in Bonn.

 

(c) April 2014

 

Text: Matthias Röcke

Foto: Hildegard Ginzler