Feines Tafelgeschirr kehrt zurück

Römische Terra Sigillata aus Sinzig findet Eingang in die Sammlung des Heimatmuseums im Schloss

Sinzig. Nun kommt zusammen, was zusammengehört. Aus dem LVR-Landesmuseum Bonn ist römisches Keramikgeschirr im Heimatmuseum Schloss Sinzig eingetroffen. Dr. Susanne Willer, Wissenschaftliche Referentin für Provinzialrömische Archäologie des Bonner Hauses, überreichte Museumsleiterin Agnes Menacher die rotglänzenden Stücke. Terra Sigillata, „gestempelte Erde“, nennen die Archäologen das hochwertige römische Tongeschirr. Zugesagt hatte Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-Museums, die Dauerleihgabe bereits Ende Oktober 2012, als sie anlässlich Sinzigs Ersterwähnung vor 1250 Jahren den Festvortrag im Zehnthof hielt.

Mit der Ankunft der sieben Objekte gehobener Esskultur in Sinzig schließt sich ein Kreis. Denn die zwei Bilderschüsseln, ein Teller, ein Becher, ein Schälchen und zwei Näpfe entstammen der Ausgrabung einer römischen Terra Sigillata-Töpferei, ihrer Brennöfen und Erzeugnisse sowie der dort zuvor bestehenden römischen Ziegelei in Rheinnähe des heutigen Sinzig, die das Provinzialmuseum Bonn vom November 1912 bis März 1913 durchführte. Zunächst wurde das erlesene Geschirr nur im Mutterland produziert. Im zweiten Jahrhundert nahmen erstmals auch in den germanischen Provinzen Sigillata-Töpfereien ihre Arbeit auf.

Sinziger Fundstücke verkauft und verschenkt

Die Sinziger Manufaktur stellte damals in großer Menge unverzierte und verzierte Sigillata her. Nach der Ausgrabung behielt das Provinzialmuseum einen kleinen Teil der Funde. Der Großteil aber kam ins Heimatmuseum Remagen (das Sinziger Heimatmuseum wurde erst 1958 gegründet) wo man sehr frei damit verfuhr: „Von dort gelangten durch Verkauf und Schenkungen Stücke an andere Museen des In- und Auslandes. Im Museum Remagen gingen im Laufe der Zeit und bedingt durch die zweimaligen Kriegswirren, zahlreiche Fundstücke verloren“, schrieb Karlheinz Weber im Heimatjahrbuch 1971.

Ware weist Bezüge zu Trier und Ostgallien auf

Aus dem Fundbestand an Formschüsseln und Fehlbränden geht hervor, dass die Gefäße mit Reliefdekoren zwei Gruppen angehören. Eine ist mit Trierer Werkstätten verbunden, die zweite, vermutlich ältere Gruppe, zeigt in den Dekoren Verbindungen mit dem ostgallischen Produktionszentrum La Madeleine auf. Das Verbreitungsgebiet der reliefverzierten Sigillaten aus Sinzig liegt einerseits erwartungsgemäß rheinabwärts, andererseits aber auch in der Wetterau. Das dortige stattliche Vorkommen werten die Altertumsforscher als Zeichen dafür, dass auch der teure Transportweg rheinaufwärts nicht gemieden wurde. Leider ist keines der Bonner Stücke noch intakt, alle sind geklebt und teils auch ergänzt. Dennoch freut Agnes Menacher sich über die Arrondierung der Sammlung im Heimatmuseum: „Wir hatten bisher einige sehr schöne Bruchstücke, auch von einer Formschüssel. Aber mit den Leihgaben können wir den Besuchern zeigen, wie die Gefäße komplett aussahen“. Da trifft es sich gut, dass fürs Museum gerade eine neue Sechseckvitrine angeschafft wurde. Kombiniert mit der Terra Sigillata des Sinziger Museums werden die Neuzugänge dort gut zur Geltung kommen. HG

 

Susanne Willer vom LVR-Landesmuseum Bonn (l.) und Agnes Menacher,
Leiterin des Sinziger Heimatmuseums, bestücken die neue Sechseckvitrine
mit den als Dauerleihgabe überlassenen Terra Sigillata-Stücken.

Susanne Willer begutachtet die Bestückung einer Vitrine im Heimatmuseum
Sinzig mit Terra Sigillata, die sie von Bonn an den Herstellungsort brachte.

 

(c) Mai 2014

 

Text: Hildegard Ginzler

Fotos: Karl-Friedrich Amendt