Herstellung der farbigen Fliesen mit Blech-Schablonen


Besuch der Ransbacher Mosaikplattenfabrik


Aus: Schleswig-Holsteinischer B.-V, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1901
 
 

„Herr Nimax giebt einen Ueberblick über den Arbeitsvorgang in der Fabrik. Der auf
benachbarten Thongruben im Tagebau gewonnene Thon gelangt zunächst in große
Trockenhallen, wo die Schollen auf Holzgestellen lagern, bis sie völlig trocken sind. Dann
werden sie unter sorgfältiger Mischung auf Kollergängen vermahlen, und das durch
Trommelsiebe durchfallende Feine ist zum Pressen fertig.
Für die Herstellung farbiger Thonmischungen wird gemahlener Thon mit aufgeschlämmter
Farbe vonhand eingesumpft und die Mischung in einer Thonmischmaschine noch weiter
durchgearbeitet. Die erhaltenen Schollen werden, nachdem sie genügend getrocknet sind,
auf Kollergängen vermahlen. Die feine Masse, gefärbt und ungefärbt, die noch genügend
Feuchtigkeit enthalten muss, um sich ballen zu lassen, gelangt nunmehr zu den
Druckwasserpressen, die durch eine schnelllaufende stehend angeordnete Pumpe mit 6
Cylindern bedient werden, von denen 4 auf 16, 2 auf 160 at drücken. Beide Pressungen
werden auf je einen Akkumulator übertragen, von dem aus das Wasser verteilt wird. Der
Thon wird meist zu quadratischen Tafeln von 140 mm Seitenlänge gepresst.
Beim Herstellen farbiger Muster wird auf den Boden der Pressform eine etwa 2 cm hohe
Blechschablone gelegt, die das herzustellende Muster in seinen Umrisslinien darstellt. Die
verschiedenen Farben werden nun in die einzelnen Felder der Schablone eingetragen,
indem für jede einzelne Farbe eine Deckschablone aufgelegt wird, welche die für die
betreffende Farbe bestimmten Felder offen lässt, die anderen aber verdeckt.
Die Farben können auf diese Weise sehr rasch eingetragen werden, ohne dass sie
ineinander fließen. Alsdann wird die Schablone herausgehoben, die Form mit ungefärbter
Masse aufgefüllt und die Füllung gepresst.
Die gepressten Täfelchen werden in Schamottkapseln verpackt, wobei feiner fester Sand
dazwischen gefüllt wird. Die Kapseln gelangen dann in einen der Brennöfen, welche die
Form kreisrunder Kuppeln haben, an deren Umfang in bestimmter Höhe die von
Halbgasfeuerungen gelieferte Flamme in die Höhe schlägt, um dann nach unten zwischen
den Kapseln hindurch abzuziehen.
Ein Brand, dessen Fortschreiten durch verschiedene Thermometer ständig beobachtet wird,
dauert etwa 190 st. Nach der Abkühlung werden die Kapseln ausgetragen und auf ein Sieb
geschüttet, sodass der Füllsand durchfällt. Die Platten werden nun noch sorgfältig
ausgelesen und sind dann zum Verkaufe fertig.“