Erinnerung bringt Verstehen

Ausstellung des Heimatmuseums Sinzig zum Schicksal Sinziger Juden

von Matthias Röcke 

 

Sinzig Januar 2009

Seine erste Sonderausstellung des Jahres widmet das Heimatmuseum Sinzig dem Schicksal Sinziger Juden zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung. „Zwischen Shoa und Überleben“ zeigt Bilder und andere Dokumente der jüdischen Familie Meyer aus Sinzig und wurde am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, eröffnet. Dieser Tag sei besonders geeignet,  den Menschen, die unter uns lebten, die ihre Heimat verloren haben oder ermordet wurden, ein Gesicht zu geben und sich zu erinnern, sagte  Museumsleiterin Agnes Menacher bei ihrer Begrüßung im voll besetzten Kultursaal des Schlosses. Als Beweggrund für diese Ausstellung (der Begriff „Shoa“ steht im Jüdischen für Verfolgung und Pogrome) zitierte sie das Motto der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem: „Durch die Erinnerung an das Vergangene eine Brücke in die Zukunft schlagen.“

Rudolf Menacher, zusammen mit Hans-Ulrich Reiffen Autor des 1996 erschienenen Buches „Knoblauch und Weihrauch“ zur Geschichte der Juden in Sinzig, schilderte in seiner Einführung die unterschiedlichen Schicksalswege der Familie Meyer in den zwei Linien Louis Meyer und Isaak Meyer. Den Angehörigen von Louis Meyer gelang die Emigration nach Belgien und später nach Frankreich,  sie überlebten bis auf ein Familienmitglied die Verfolgung, wenn auch unter sehr belastenden und teilweise dramatischen Umständen. Die Familie Isaak Meyer blieb bis zur Deportation 1942 in Sinzig, nur ein Familienmitglied überlebte. Die andere wurden in den in Polen gelegenen Konzentrationslagern Belzec und Sobibor ermordet.

Die Fotos der Ausstellung stammen aus den Familienalben der Meyers und zeigen die Normalität des Lebens. Erst zusammen mit den Informationen über die abgebildeten Personen und ihr Schicksal, die jedem Besucher beigegeben werden, gewinnen die Bilder ihre eigentliche Aussagekraft.  Richard Meyer in London ist das letzte noch lebende Familienmitglied aus dieser Zeit. Der heute 90Jährige hat den Weg der Versöhnung gefunden trotz der Narben, die die Geschichte auch in seiner Seele hinterlassen hat.

Nur auf der Basis der wach gehaltenen Erinnerung könnten wir Deutsche Juden und Israelis verstehen. Und dieses Verstehen sei die Grundlage jeder Verständigung, sagte Rudolf Menacher in seinem Schlusswort. Dabei warnte er auch vor dem Verdrängen der Vergangenheit und nannte als Beispiel den Widerstand in Sinzig gegen so genannte Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnhäusern der Juden in Sinzig.

Die eindrucksvolle Ausstellungseröffnung wurde musikalisch gestaltet von Theresa Menacher mit der Blockflöte und am Klavier.

Geöffnet ist die Ausstellung im Schoß Sinzig, Barbarossastraße, bis zum 30. August an jedem Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und am Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.