Figürlich bis abstrakt

Marie Jo Gaudry-Pankowski verzaubert mit Keramik und Malerei im Heimatmuseum Sinzig

 

Von Hildegard Ginzler

 

 

SINZIG November 2009.

 

„Vom Figürlichen zum Abstrakten“ umreißt die neue Ausstellung im Heimatmuseum Sinzig das Spektrum keramischer Arbeiten sowie Gouache- und Acrylmalerei von Marie Jo Gaudry-Pankowski aus Grafschaft-Nierendorf. Wie sich die Entwicklung vollzog, erfuhren die Vernissage-Gäste, von Museumsleiterin Agnes Menacher begrüßt und dem Gitarristen und Komponisten Klaus Mäurer stimmungsvoll mit melancholischen wie temperamentvollen Flamenco-Klängen begleitet, beim Dialog zwischen der Künstlerin und ihrem Mann, dem Metallbildhauer Friedhelm Pankowski.

 

Eine Begegnung mit korpulenten Damen im Kurfürstenbad Bad Godesberg inspirierte Gaudry-Pankowski, die 1950 in Carcassonne geboren wurde und in Toulouse, Paris und Köln Keramik-Bildhauerei studierte, Badende und Schwimmende sowohl frei zu modellieren als auch in Platten-Technik aufzubauen. Bemalt und glasiert, erscheinen Badedress und Haut nassglänzend, wenn sie in die Fluten tauchen, sich im Nass bewegen und auf der Liegewiese räkeln. Diesem lebensfrohen Personal gewährte ihre Schöpferin auch Einlass in Bleistift- und Buntstiftzeichnungen, „die mich schon mein Leben lang begleiteten“. Zunehmend faszinierte sie daneben insbesondere die Gouache-Malerei halbdeckender und deckender Wasserfarben, eine ihr durch die Fliesenmalerei vertraute Technik. Im Bad der intensiven und geheimnisvollen Töne begannen die Figuren freier zu schwimmen. Farben und Gestus gewannen gegenüber dem Motiv erkennbar an Bedeutung. Schließlich führte „die Liebe zur Linie“, die Künstlerin zur Abstraktion: „Ich wollte nicht mehr eine Zeichnung mit Farbe füllen, ich wollte direkt mit der Farbe zeichnen“.

 

Sie realisierte die Erkenntnis in Bildern, deren Linien und Farben ohne gegenständlichen Auftrag wie selbstverständlich ihren Eigenwert behaupten. Es ist diesen ebenso luftigen wie opulenten Arbeiten anzusehen, wie freudig die Malerin die neuen Möglichkeiten nutzt. Mit breiten Pinseln hauchzart hingezauberte Farbnebel und Schlieren simulieren Räumlichkeit über farbkräftigen Schichten. Gestik und Rhythmus geschwungener Farbflächen und filigraner Einschreibungen sind derart elegant ausbalanciert, dass sie jegliche hierarchische Ordnung außer Kraft setzen.

 

Die Ausstellung ist bis 16. Mai 2010 zu sehen: donnerstags von 10 bis 12 Uhr; samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. gih

Text erschienen im Generalanzeiger am 12.11.2009

Hildegard Ginzler © 2009