Baugeschichtliche Zeugnisse vieler Epochen auf engem Raum
Denkmalverein Sinzig auf Exkursion in Andernach unter Führung von Museumsleiter Dr. Klaus Schäfer
von Matthias Röcke
Sinzig, August 2010
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Eine große Gruppe war der Einladung des Denkmalsvereins Sinzig zur Exkursion nach Andernach gefolgt – hier an der Bastion am Rheinufer. |
Einen intensiven Blick auf die Historie der Nachbarstadt Andernach warf der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums Sinzig bei seiner jüngsten Exkursion.
Vor Ort nahm sich der Leiter des Andernacher Stadtmuseums Dr. Klaus Schäfer der fast fünfzigköpfigen Gruppe an und lieferte ihr am Beispiel der wichtigsten Denkmäler der Stadt Informationen aus erster Hand. Die Führung begann in der Grünanlage am Rheinufer an Teilen der Bastion aus dem 17. Jahrhundert und bezog dann den Alten Krahnen ein, wo Dr. Schäfer auch die Funktionsweise der (durch Menschenkraft angetriebenen) Technik demonstrierte. Die mittelalterliche Stadtbefestigung geriet im Laufe des sehr informativen Rundgangs immer wieder in das Blickfeld der Gruppe, so am Rheintor mit den Skulpturen der Bäckerjungen, dem einzigen erhaltenen von ursprünglich fünf Stadttoren. Außerdem am Runden Turm, an dessen vier Meter dicken Mauern eine Vertiefung von einem vergeblichen Sprengungsversuch zeugt und an Resten des Schlosses an dem Platz, wo im 14. Jahrhundert die Andernacher Burg errichtet worden war und heute noch der Pulverturm zu sehen ist.
Der katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, auch Mariendom genannt, ist ein bedeutender Kirchenbau aus 13./14. Jahrhundert. An der dreischiffigen Basilika lässt sich der im Laufe der Bauzeit vollzogene Übergang von der Romanik zur Gotik ablesen. Dr. Schäfer ging dabei auch auf Details ein wie auf ein Seitentor mit mittelalterlichen Darstellungen. Natürlich war Andernach auch schon zu römischer Zeit von Bedeutung. Reste gibt es unter anderem zu sehen an der Kirche, ganz aktuell aber auch an der Ausgrabung auf dem Gelände der früheren Mälzerei. Mittelalterliche und römische Mauern sind vom Bauzaun aus gut zu erkennen. Ein wichtiges Zeugnis der jüdischen Geschichte stellt die in sehr gutem Zustand erhaltene Mikwe aus dem Jahre 1250 dar, ein jüdisches Ritualbad, das „lebendiges Wasser“ vorschreibt und in Andernach unter dem heutigen Rathaus liegt, wo die Mikwa auf Rheinwasser stößt.
So viele Epochen in baugeschichtlichen Zeugen auf kleinem Terrain zu erleben, machte der Gruppe aus Sinzig großen Eindruck. In ihrem Namen dankte Agnes Menacher, stellvertretende Vorsitzende des Vereins und Leiterin des Sinziger Museums, zum Abschluss ihrem Andernacher Museumskollegen Dr. Klaus Schäfer für die detailreichen und immer kurzweiligen Erläuterungen. Erneut lädt der Verein zu einer Führung am Donnerstag, 16. September ein. Hier wird es in das Rosendorf Löhndorf gehen.