Der erste Landrat hatte nur zwei Mitarbeiter

Kreisarchivar Leonhard Janta referierte beim Denkmalverein Sinzig zur Geschichte des Landkreises

von Matthias Röcke 

 

Sinzig, April 2011

Informationen aus erster Hand: Kreisarchivar Leonhard Janta referierte im Schloss Sinzig  zur Geschichte des Landkreises Ahrweiler.

Fast 200 Jahre ist der Landkreis Ahrweiler alt, seit 1816 prägt er die Entwicklung der Region als politische Einheit und untere Verwaltungsebene.

Der Verein  zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig wollte mehr wissen über die Entstehungsgeschichte und den Werdegang und hatte dazu im Rahmen seiner „Turmgespräche im Schloss“  den Leiter des Kreisarchiv Leonhard Janta eingeladen.

Janta begann seine Ausführungen mit einer Zeitbeschreibung, nämlich der Zeit der französischen Revolution 1789. Auf dem Gebiet des heutigen Kreises Ahrweiler sammelten sich nicht weniger als 16 verschiedene Herrschaftsbereiche, darunter mit größeren Gebieten das Herzogtum Jülich-Berg (zu jener Zeit im Raum Sinzig an die Kurpfalz abgetreten) und Kürköln. Die französischen Revolutionstruppen erreichten 1794 den Rhein und erklärten die Region 1801 zu französischem  Staatsgebiet. Das ist für den späteren Kreis Ahrweiler deshalb von Bedeutung, weil dabei Grundlagen für die heutige Verwaltungsstruktur gelegt wurden. Die Rolle der früheren Ämter übernahmen die Bürgermeistereien (Mairien) , die Hierarchie setzte sich über Kantone und das Departement Mosélle nach oben fort, ähnlich den Regierungsbezirk Koblenz und im Land Rheinland-Pfalz bis zur Auflösung der Bezirksregierungen  Ende 1999.

Den französischen Revolutionstruppen folgte Napoleon mit seinen Kriegen und Niederlage. Der Wiener Kongress 1815 beendete das französische Intermezzo und schlug die Region dem Königreich Preußen zu. Am 14.5. 1816 wurde der Kreis Ahrweiler ins Leben gerufen, bis 1818 noch ohne das Breisiger Ländchen. Der Kreis Adenau existierte parallel bis 1932 und auf der anderen Rheinseite gab es für einige Jahre einen Landkreis Linz. Janta beschrieb auch das Leben in dieser Zeit, als noch das preußische Dreiklassenwahlrecht herrschte (nur sechs Prozent der Bevölkerung durften überhaupt wählen), der Landkreis stark agrarisch geprägt war und nur rund 26.000 Einwohner hier lebten (im Kreis Adenau weitere 18.000). Die erste Kreisverwaltung bestand aus drei Leuten, neben dem königlichen Landrat aus dessen Sekretär  und dem Kreisboten. Der Standort Ahrweiler war gewählt worden, weil hierhin alle Bürger an einem Tag zu Fuß hin und zurück gehen konnten – andere Fortbewegungsmöglichkeiten gab es für die allermeisten nämlich nicht.  Die heutige Kreisverwaltung hat heute bei stark verändertem Aufgabenzuschnitt und größerem Gebiet 316 Mitarbeiter einschließlich Teilzeitkräften.

Die Einwohnerzahl ist beständig angewachsen und stagniert derzeit bei rund  131.000 - einschließlich des Raumes Adenau  und des Brohltals, das im Zuge der Gebietsreform 1967 hinzukam. Königliche Landräte waren es zu Beginn, bis zum Vorgänger  des heutigen Amtsinhabers wurden sie alle „von oben“  eingesetzt, in jüngerer Zeit zusätzlich vom Kreistag bestätigt.  Heute gilt die Urwahl.

Natürlich schloss Janta seinen  interessanten und mit verstecktem Humor gewürzten Vortrag mit dem Hinweis auf die von ihm betreuten Einrichtungen Heimatjahrbuch und Kreisarchiv und die Möglichkeit der Recherche für an der  Heimatgeschichte Interessierte, die auch zahlreich im Saal waren. Für den Verein dankte der stellvertretende Vorsitzende Karl-Friedrich Amendt dem Redner für seinen Vortrag und die sich anschließende rege Diskussion.

Die nächste Veranstaltung des Vereins wird die Besichtigung  der Klosteranlage Nonnenwerth am 14. Mai sein.