Schloss-Erlebnis am Internationalen Museumstag

Ausstellungen, Führungen und das Schloss-Café lockten ins Sinziger Heimatmuseum

 
Sinzig. Am Internationalen Museumstag lockte das Sinziger Heimatmuseum mit Führungen im und um das Sinziger Schloss. Es befindet sich am Standort einer 1337 erstmals erwähnten Wasserburg und ihres 1689 zerstörten schlossartigen Erweiterungsbaus. Das bestehende, in den 1850er Jahren errichtete Gebäude, wird Schloss genannt, ist aber keines. Vielmehr wurde es als noble Sommervilla der bürgerlichen Familien Bunge/Koenigs errichtet, die sich allerdings an den stattlich ausgeführten Residenzsitzen von Herrschern und Adligen orientierten.
 
Schon zur morgendlichen Führung mit Agnes Menacher und auch nachmittags, als Karl-Friedrich Amendt bereitstand, fanden sich zahlreiche Gäste ein, um das architektonische Kleinod neugotischen Stils zu erkunden. Die Museumsleiterin erläuterte bei der Umrundung des Gebäudes, das Vincenz Statz, Schüler des Dombaumeisters Ernst Zwirner, entworfenen hat, dessen Historie und Ausstattung. In schönstem Frühlingslaub zeigte sich der Schlosspark. Er geht auf die Planungen von Joseph August Lenné, Neffe des berühmten Gartenbaumeisters Peter Joseph Lenné, zurück. Sodann stieg die Gruppe in die selten gezeigten Kellerräume, wo unter anderem Musikgruppen proben, sich die neue Heizung befindet und das Museumsdepot für die beträchtlich angewachsene Sammlung historischer Steinzeugfliesen. An diesem Tag bot sich auch zum letzten Mal die Möglichkeit, die Sonderausstellung „Heiß gebrannt und unverwüstlich“ - 140 Jahre Fliesen aus Sinzig“ im 2. Obergeschoss des Hauses anzusehen. Interessierte blieben dort nicht auf sich gestellt, sondern erfuhren Hans Kettler, einem Kenner der Materie, Wissenswertes über dieses spannende Kapitel Sinziger Industriegeschichte. Informationen darüber bietet auch weiterhin der reich bebilderte Katalog „Heiß gebrannt und unverwüstlich…“, der im Buchhandel und im Museum erhältlich ist.
Im Innern des Hauses bewunderten die Gäste den kleinen Kultursaal mit Ledertapete, Kassettendecke und bemalten Türen. Das achteckige, völlig ausgemalte Turmzimmer dient heute als Standesamt. Ein Schwager des Bauherrn, der Maler Carl Christian Andreae (1823 bis 1904), führte die Dekorationsarbeiten aus. Ihm widmet das Heimatmuseum eine eigene Abteilung. Wer das Haus noch nicht kannte, staunte über das breite Ausstellungsspektrum, zu dem neben den genannten Präsentationen auch Früh- und Römergeschichte gehören, Dokumente und Objekte zur Stadtgeschichte, Gemälde, Skulpturen, Gebrauchsgerät und Möbel.
 
Zu den Besonderheiten Raritäten auch einige sehr alte Bücher. Am Museumstag lag eines der Kräuterbücher frisch restauriert von Ricarda Holly wieder in seiner Vitrine im ersten Stock. Einen Eindruck vom Innenleben des sechs Zentimeter dicken Bandes eröffneten im Erdgeschoss die digitalisierten Seiten, welche mit wunderschönen Pflanzenabbildungen bezauberten. Leider fehlt im ledergebundenen Wälzer die Titelseite. Doch fanden sich die Angaben: "In diesem Buch der Herbary oder Kräuterbuch...der Gesuntheit mit merern Figuren und...mit Tinte geschrieben 1602 und 1590".
 
Ein Novum des diesjährigen Internationalen Museumstages, das Schloss-Café, stieß auf große Resonanz. Die Gäste ließen sich im großen Saal und bei herrlichem Wetter auch auf der Schloss-Terrasse Kaffee und selbst gebackenen Kuchen munden. Mit Blick in den üppig grünenden Park schmeckte es den „Schlossherren und –damen“ noch mal so gut. Selbst das charmante Helferinnen-Quintett hinter der Theke war so begeistert von dem stimmungsvollen Angebot, dass Neuauflagen schon im Gespräch sind. 
 
 
 
 
 
 
Viele nutzten das Angebot, sich bei Führungen oder im Alleingang
Schloss und Heimatmuseum anzuschauen.
 
 
 
 
 
 
 
Hans Kettler betreute die Besucher in der Sonderausstellung "Heiß gebrannt...".
 
 
 
 
 
 
 
 
Café mit Aussicht: Bei wonnigem Maiwetter ließ es am Museumstag gut aushalten.
 
 
 
 
 
 
 
Die Fünf vom Büffet: Gisela Jopp (v. l.), Agnes Menacher, Irmgard Billig, Ursula Röcke
und Maria Monteiro verwöhnten die Gäste.
 
 
 
 
 
 
 
 
(c) 2012 Fotos&Text Hildegard Ginzler