Zu den Biotopen im Naturschutzgebiet

Walter Müller führte den Denkmalverein Sinzig durch das Areal der Ahrmündung

Sinzig. Eineinhalb Stunden für einen informativen Rundgang durch das Naturschutzgebiet Ahrmündung? Das geht, und der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig hat es auch so durchgeführt im Rahmen seiner Exkursionen. Walter Müller, in Fragen des Naturschutzes sehr engagiert und begeisterter Erklärer der Zusammenhänge in Fauna und Flora, war für die Führung gewonnen worden und stellte zu Beginn gleich klar: „Eigentlich würden wir dafür eine Woche brauchen. “

Eine große Gruppe aus Mitgliedern und Gästen hatte sich am Bootshaus eingefunden für die von der Entfernung her kurze, von den Informationen und Entdeckungen her aber sehr intensive Wanderung. Müller hatte kleine Gläser mitgebracht, in die die Teilnehmenden eigene Funde und Entdeckungen an Insekten und Käfern einfüllen konnten, um sie dann gemeinsam zu begutachten. Zum Beispiel den asiatischen Marienkäfer, der häufig anzutreffen war und live zeigte, wie er dabei ist, die einheimischen Arten der Marienkäfer zu dominieren und zu verdrängen. Der Ilex am Wegesrand gehört ebenso zur Vielfalt – sein Hartholz findet für die Zähne von Mühlwerken Verwendung – wie die Vögel Wiesenralle, Wasserralle oder Wachtelkönig. Doch längst nicht alles, was es generell in einem Naturschutzgebiet zu sehen gibt, bekommt der Wanderer auch zu Gesichte – das lernte die Gruppe schnell. Mit der Wasserralle kann es durchaus klappen, die Wiesenralle ist sehr selten und der Wachtelkönig in freier Natur entdeckt, wäre eine Sensation!

Die blieb aus, aber zu erleben und erfahren gab es auch so eine Fülle. Neuntöter, Stockenten und Braunkelchen, der Wendehals, der verlassene Spechthöhlen nutzt, Schneckenarten, die einst französische Soldaten mit ihrer Verpflegung in die Region gebracht haben, die Familie der Glockenblumen oder ein extrem seltener Baumpilz boten sich entlang der im Mündungsgebiet stark mäandrierenden Ahr als Anschauungsobjekte an.

Das Naturschutzgebiet Ahrmündung gibt es seit 1977, vier Jahre später trat die Verordnung in Kraft. Die Ahr ist der einzige Nebenfluss des Rheins, dessen Mündungsgebiet naturbelassen beziehungsweise renaturiert ist. Der Wechsel von Hochwasser zu Niedrigstwasser im Jahresverlauf schafft permanent neue Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere. Geprägt ist es von einer Vielfalt von Biotopen, die wie Inseln über das 63 Hektar große Gebiet verteilt sind. Jedes davon hat seine Bedeutung und hält einen bestimmten Zustand fest. Walter Müller erläuterte, dass es auch für Naturschutzgebiete eine Art Globalisierung gibt. Durch weit gereiste Menschen oder durch Temperaturveränderungen im Rahmen des Klimawandels kommen neue Tiere und Pflanzen in die Region und wandeln auch ein Naturschutzgebiet. Deshalb ist es wichtig, dass die einzelnen Biotope in ihrem Urzustand erhalten bleiben. Gepflegt, wenn auch extensiv, wird das Naturschutzgebiet natürlich auch, gemäht werden darf beispielsweise nur im Juni.

Die abschließende Runde bei Kaffee und Kuchen hatte sich die Gruppe redlich verdient. Vorsitzender Dr. Günther Schell dankte Walter Müller für die vielen neuen Einblicke, die er auf der Tour gegeben und auch für die ansteckende innere Begeisterung, mit der er alles präsentiert hatte.

 

 

 

An den Mäandern der Ahr. Die Gruppe des Denkmalvereins mit Walter Müller (rechts).

 

 

 Grüner Hüpfer gesichtet

 

 

 

 

 

 

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3. Auf kürzester Strecke zeigt die renaturierte Ahr stets ein ungemein wandelbares Gesicht.

 

 

 

Idylle an der Abbruchkante: Ohne Uferbefestigung kann der Fluss ungehindert mäandrieren.

 

 

 

 

Bei herrlichem Sommerwetter wurde der Rundgang zur Genusswanderung.

 

 

Walter Müller weist die Gruppe auch auf zarte Pflänzchen hin, hier Glockenblumen,
die man im üppigen Grün leicht übersieht.
 

 

Diskussionen unter Flora-Kennern: Arznei-Engelwurz oder Arznei-Baldrian, das ist hier die Frage.
 

 

 

(c) 2012 Text und erstes Bild Matthias Röcke, Bilder Hildegard Ginzler