Wein und Gesundheit

Turmgespräch bestätigt das uralte Wissen um die Heilkraft des Rebensaftes

 

Bericht von Hildegard Ginzler

 

 

Günther Schell, Vorsitzender des Denkmalfördervereins (rechts) freute sich,
Gerhard Kreuter als Referenten gewonnen zu haben.

Wie verträgt sich Wein mit der Gesundheit, wollte der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums Sinzig von Dr. Gerhard Kreuter wissen und lud ihn als Referenten zum „Turmgespräch im Schloss“ ein. Kreuter, Facharzt für innere Medizin und früher Chefarzt am Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr, beschäftigt sich seit Beginn der 1990er Jahre wissenschaftlich mit dem Thema Wein und Gesundheit und gehört seit 1996 dem Wissenschaftlichen Beirat der DWA (Deutsche Weinakademie) an. Er hat medizinische Wein-Studien geleitet, zahlreiche Fachartikel verfasst und Vorträge gehalten sowie 2009 gemeinsam mit Norbert Görres und Paul Gieler den Gesprächsverein Ahrwein gegründet.

 

Für Weingenießer erfreulich, konnte Kreuter auch aus wissenschaftlicher Sicht die seit Jahrtausenden bekannten Heilkräfte des Weines bestätigen. Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer setzten den vergorenen Rebensaft gegen zahlreiche Krankheiten ein. In den vergangenen Jahren haben mehr als 1000 wissenschaftliche Untersuchungen weltweit bewiesen, dass moderater Weingenuss das Risiko, einen Herzinfarkt und Schlaganfall zu erleiden, die Haupttodesursache in Deutschland, bis zu 30 Prozent mindert.

 

Der Grund: Wein beugt der Gefäßverkalkung vor, mildert eine bestehende und verhindert somit Gefäßverschlüsse in Herz und Gehirn. Kreuter wies darauf hin, dass sich die positiven Wirkungen als Bestandteil eines gesunden Lebensstils entfalten. Auf „drei Beinen gesunden Lebens“ sollte der Mensch stehen: Vollwertkost mit viel Obst und Gemüse, genügend Eiweiß und Ballaststoffen, Bewegung und Wein. Verantwortlich für den gefäßschützenden Effekt ist das Zusammenwirken von Alkohol und den nur im Wein enthaltenen Polyphenolen. Sie wirken blutverdünnend, verbessern die Blutfette, das heißt, sie erhöhen das gute und senken das schlechte Cholesterin. Davon profitieren auch Diabetiker, denen früher vom Weingenuss abgeraten wurde. 80 Prozent dieser Kranken sterben an Herzinfarkt und Schlaganfall. Die vom Referenten geleitete „Diabetes-Ahrweinstudie“ zeigte, dass bereits ein sechswöchiger Genuss von täglich 300 Milliliter Ahr-Rotwein das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko der männlichen Testpersonen um zehn Prozent senkte, ohne Blutzucker, Leberwerte und Blutdruck negativ zu beeinflussen. Eine zweite mit Weißwein durchgeführte Studie erzielte die gleichen positiven Ergebnisse.

 

Regelmäßig und maßvoll genossen beugt Wein zudem Osteoporose und der Alzheimer-Krankheit vor. Er fördert die Entgiftung der Nieren und die Wundheilung, wirkt auch unterstützend für den Darm. Am besten verträglich ist der Wein am Spätnachmittag und am frühen Abend. Die empfohlene tägliche Dosis liegt bei zwei bis drei Gläsern Wein für Männer und ein bis zwei Gläser Wein für Frauen. Vom gesundheitlichen Standpunkt gibt es keine Unterschiede zwischen milden und trockenen Weinen. Weißweine haben wie Rotweine positive gesundheitliche Wirkungen.

 

„Wer Wein trinkt, betet, wer Wein säuft, sündigt“, zitierte der Referent in seinem informativen, gut verständlichen und unterhaltsamen Vortrag den Bundespräsidenten Theodor Heuss. Kreuter warnte vor übermäßigem Weingenuss, der zur Sucht führe und das Leben verkürze. Dagegen wirkt moderater Genuss lebensverlängernd, wie Langzeitstudien belegen. Wie gut, dass er auch die Lebensqualität im Alter steigert. So fördert er geistige Frische und Kommunikation, steigert das Lebensgefühl und die Zufriedenheit.

 

© 2012 Hildegard Ginzler