Zeichen des Glaubens an das Wirken der Mutter Gottes – von damals bis heute
Vortrag von Hildegard Ginzler über die Marienverehrung im Kreis Ahrweiler
Sinzig. Einen Streifzug durch den Kreis Ahrweiler unter dem Vorzeichen der Marienverehrung hatte Hildegard Ginzler, Ethnologin und Vorstandsmitglied im Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig, beim jüngsten Turmgespräch im Schloss ihrer Zuhörerschaft angeboten – auch als Anregung, sich selbst einmal mit dem vielfältigen Thema zu befassen. Für die umfangreichen Recherchen für den Vortrag „Jungfrau, Mutter, Königin - Marienverehrung im Kreis Ahrweiler“ hatte sie sich dabei selbst auf mehrere Steifzüge begeben, um zwischen Remagen und Barweiler, Pützfeld, Waldorf oder Ahrweiler und Bad Breisig ein breites Spektrum von Zeugnissen ausfindig zu machen. Kapellen, Grotten, Madonnen, Säulen, Brunnen, Wandtafeln und andere Darstellungen hatte sie dabei aufgespürt und zugeordnet.
Der Termin war wohl gesetzt wenige Tage vor Beginn des Marienmonates Mai. Es ging Ginzler um die Historie und um Inhalte und Stätten der Marienverehrung, um die Grundtypen der Skulpturen und Gebäude und um die Marienbräuche. Marienverehrung ist im zweiten Jahrhundert nach Christus entstanden, vier Dogmen, festgelegt zwischen dem Jahr 431 und 1950, verstetigten den Glauben an das Wirken der Mutter Gottes, ihre Jungfräulichkeit, die unbefleckte Empfängnis und die leibliche (unverweste) Aufnahme Marias in den Himmel.
Was ist nun herausgekommen beim Streifzug durch den heutigen Kreis Ahrweiler? Zum Auftakt überraschte Hildegard Ginzler mit modernen Bauten. Sie sind ein Beleg dafür, wie neue Zeugnisse der Frömmigkeit untergegangene ersetzen oder an derselben Stelle eine Tradition fortsetzen. So die 1989 bei Wirft nahe einem untergegangenen Wallfahrtsort errichtete Kapelle, eine Grotte in Esch nach dem Vorbild im französischen Lourdes und die 1987 eingeweihte Kapelle der Schwarzen Madonna in Remagen mit der von Adolf Wamper im Kriegsgefangenenlager auf den Rheinwiesen geschaffenen Madonna. Das weithin bekannte „Lourdeskapellchen“ gibt es in Bachem, Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, eine weitere Lourdes-Grotte in Esch auf der Grafschaft, errichtet erst 2001. Die Kapelle „Maria Schutz und Fürbitte“ in Heimersheim stammt von 2004.
Die Fülle der Darstellungen Marias in Orten des Kreises Ahrweiler hatte bei der Recherche auch die Referentin überrascht. So gibt es Maria in liebevoll-mütterlicher Beschreibung (zum Beispiel eine Madonna aus dem 19. Jahrhundert im Sinziger Museum), die thronende Muttergottes (St. Peter Sinzig, 14. Jahrhundert) , die leidende Schmerzensmutter (St. Peter Sinzig, 14. Jahrhundert) oder die kämpferische Maria, deren Hilfe – nach Gebeten des Rosenkranzes - für den Erfolg der Türkenkriege angenommen wurde. Zu den ältesten Madonnen im Kreis Ahrweiler überhaupt zählt die thronende Maria in der Kirche von Unkelbach (um 1250).
Ginzler hatte einige Überraschungen in Wort und Bild parat. So die Bronzeskulptur „Das Tuch der Maria“ im Kurpark von Bad Breisig, erst vor zwei Jahren aufgestellt. Oder eine Marienstatue mit Kind am Haus Markstraße 3 in Ahrweiler aus der Barockzeit. (Praktische Schlussfolgerung: „Es lohnt sich, nach oben zu schauen“), zwei Marienbrunnen in Remagen oder der Maria gewidmete Kreuze und Bildstöcke. Einen persönlich geprägten Exkurs in die Marienbräuche unternahm Ginzler am Beispiel Heimersheims. Sie kennt sie aus eigenem Erleben, außerdem existiert hier eine 1944 von Kaplan Karl Butterbach erstellte Dokumentation.
So fand der sehr vielseitig aufgebaute und authentisch dargebotene Vortrag stets volle Aufmerksamkeit, obwohl er gut eineinhalb Stunden in Anspruch nahm. Das sagten auch die Dankesworte von Vorsitzendem Karl-Friedrich Amendt, mit seinen Publikationen und Vorträgen mit dem Thema ebenfalls vertraut: „Auch wer schon Einiges wusste, hat heute viel an Neuem erfahren.“
Die nächste Veranstaltung von Verein und dem Heimat Museum Schloss Sinzig ist die Eröffnung der Ausstellung „Rhein Lyrische Landschaften in Zeichnung und Fotografie“ am 15. Mai um 19.00 im Schloss Sinzig.
In Esch errichtete das Ehepaar Gerta und Paul Gros 2001 diese gepflegte Gebetsstätte aus Lava-Steinen.
Die Muttergottes reicht dem Jesuskind eine Traube: Liebliche Madonna vom 19. Jahrhundert aus dem Heimatmuseum Sinzig.
Thronende Muttergottes mit Kind von etwa 1340 aus der Sinziger Pfarrkirche.
Die leuchtendblaue Bronzeskulptur „Das Tuch der Maria“, wurde 2012 im Beisein des Künstlers Iskender Yediler im Bad Breisiger Kurpark eingeweiht.
(c) April 2014
Text: Matthias Röcke
Fotos: Das oberste Matthias Röcke, alle weiteren Fotos Hildegard Ginzler