Bruchhausen schätzt sein historisches Erbe

Ortsbürgermeister Markus Fischer führt den Denkmalverein Sinzig durch das Dorf

Sinzig/Bruchhausen. Ein mit Leben erfülltes Dorf, das sein historisches Erbe pflegt, ohne gleich ein Freilichtmuseum daraus zu machen, diese interessante Mischung traf die Exkursionsgruppe des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums Sinzig bei ihrem Besuch in Bruchhausen an. Der 900 Einwohner starke Ort in der Verbandsgemeinde Unkel hat eine gesunde Bevölkerungsstruktur mit jungen Familien, profitiert von den Arbeitsplätzen zwischen Neuwied und Bonn und pflegt sowohl das Ortsbild wie das Brauchtum. Ortsbürgermeister Markus Fischer vermittelte den Gästen aus Sinzig ein lebendiges Bild einer kleinen Kommune, in der das Wissen um die eigene Geschichte eine große Rolle spielt.

Weithin bekannt ist die Kirche St. Johann Baptist. Sie hat nicht nur als Marienwallfahrtskirche eine überregionale Bedeutung , sondern weist außerdem eine rare Besonderheit auf: Die Darstellung eines Totentanzes aus dem 17. Jahrhundert, eine religiöse Beschreibung der Endlichkeit eines jeden Menschen, ist eine von nur fünf komplett erhaltenen in ganz Europa! In der Kirche hielt sich die Gruppe sehr lange auf, nahm die Marienfiguren aus dem 14. bis 15. Jahrhundert in Augenschein und ließ sich von Markus Fischer über die alljährliche Wallfahrt mit Lichter-Prozession informieren, zu der schon bis zu 1000 Besucher in den Ort gekommen sind.

Einen unmittelbaren historischen Bezug erlebte die Gruppe vor dem Anwesen Spee: Vereinsmitglied Roderich Graf von Spee aus Sinzig berichtete von den drei Linien in seiner Familie, von denen zwei, darunter die von Bruchhausen – ausgestorben sind. Mit dem Namen von Spee ist ein dunkles und für das 17. Jahrhunder bezeichnendes Ereignis verbunden: Die Bruchhauserien Katharina Spee wurde aus Missgunst der Hexerei bezichtigt und in Erpel zum Scheiterhaufen verurteilt. Dieser Prozess gab seinerzeit ihrem Verwandten, dem Jesuitenpater Friedrich Graf Spee den Anstoß, sich öffentlich gegen den Hexenwahn wenden, der in der Folgezeit auch langsam abklang.

Im 19. Jahrhundert fanden die Bruchhausener – der Ort ist mehr als 1000 Jahre alt – neben in Landwirtschaft und Weinbau zunehmend auch Arbeit in den nahen Basaltsteinbrüchen, so dass die Landwirtschaft allmählich zum Nebenerwerb wurde. Das hat sich vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkt, als die heute übliche Arbeitsteilung in Verwaltung, Dienstleistungen, Handel und Industrie sich immer mehr festigte.

Eine auffällig große Zahl restaurierter Fachwerkhäuserr zeugt davon, dass viele Einwohner Freude am Gestalten haben und sich die ländlich geprägten Häuser auch unter Denkmalgesichtspunkten für sich ausbauen. Plätze in einem Neubaugebiet stehen zwar noch bereit, die Gemeinde sieht ihre Zukunft aber im gezielten Nutzen von Freiflächen in der Ortslage. Mehrfach preisgekrönt im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat Bruchhausen viel erreicht. Modernes Prunkstück ist der großzügig eingefasste Brunnen, aus dem jetzt ein kleiner Platz geworden. Das Gebäude des ehemaligen Winzervereins dient heute als Bürgerhaus. Wein wächst heute hier nicht mehr, aber Wein aus Bruchhausen gibt es inzwischen wieder, die zwei Winzer haben ihre Lagen zwar in Unkel, produzieren aber vor Ort.

Für solch interessante Details ebenso wie für den umfassenden Überblick dankte Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt am Ende des informativen Rundgangs während eines gemütlichen Ausklangs in der Dorfgaststätte Ortsbürgermeister Markus Fischer – Gesprächsstoff gab es noch genügend.

Die Gruppe des Sinziger Denkmalvereins in Bruchhausen.

 

 

 

(c)September 2014

 

Text: Matthias Röcke

Fotos: Denkmalverein