Lebendige Eisenbahngeschichte in historischen Mauern

Sinziger Denkmalverein besuchte der Lokwerkstatt der Brohltalbahn

Sinzig/Brohl. Ein technisches Denkmal hatte sich der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig für die letzte Exkursion des Jahres ausgesucht, nämlich die historische Werkstatt der Brohltalbahn. Der Verein machte daraus einen „Tag der Eisenbahn“, wie Vorstandsmitglied Matthias Röcke bei der Begrüßung betonte, denn fast alle aus der 30 Köpfe zählenden Gruppe waren auch per Bahn nach Brohl gekommen. Ein Teil von ihnen unternahm nach der Führung noch eine Nikolausfahrt mit der Schmalspurbahn.

Am Bahnhof der Brohltalbahn erwartete Stephan Pauly die Gruppe. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn (IBS) und einer der langjährigen Protagonisten dieses Projekts. So konnte er bei der Schilderung der jüngeren Entwicklung fast alles aus eigenem Erleben beisteuern, nahm seine Zuhörer aber auch gleich mit auf eine Reise in die weiter zurück liegende Vergangenheit.

Die Schmalspurbahn im Brohltal fährt sein 1901 – die schmale Spur von einem Meter wurde seinerzeit gewählt, um das ohnehin schon extrem langwierige Genehmigungsverfahren zu vereinfachen - , ihre Aufgabe war neben dem Personenverkehr die Beförderung von Phonolith und anderem wertvollem Vulkangestein aus dem Raum Kempenich und Brenk an den Brohler Rheinhafen. Dabei erlebte die Brohltalbahn Höhen und Tiefen. Seit 1977 fährt der Vulkan-Express als Touristenbahn, seit 1987 existiert neben der Brohltal-Eisenbahngesellschaft (BEG) auch die IBS. Beide Institutionen sind auf das Engste miteinander verzahnt: Was die Brohltalbahn im Güterverkehr auf der Schmalspurstrecke und vor allem auf Gleisen der Deutschen Bahn an Ertrag einfährt, fließt in den Erhalt der Schmalspurbahn.  Daneben werden ständig Spenden benötigt. 21 hauptberufliche Eisenbahner erhalten den Betrieb aufrecht, unterstützt von 30 ehrenamtlichen, ausgebildeten Helfern der IBS.

Nach diesem hochinteressanten Einblick in die Situation der Brohltalbahn ging es in die historische Werkstatt, die heute noch ihrer Zweckbestimmung in vollem Umfang dient. Die aktuell verwendeten Dieselloks aus den 1960er Jahren, ein derzeit abgestellter Triebwagen oder  der historisch bedeutsame Triebwagen VB 50 von 1925 – er wird auch für Hochzeitsfahrten eingesetzt – säumten den Weg der Gruppe. Leider noch nicht zu bewundern gab es die Dampflok 11sm. Ihre Rückkehr nach der  750.000 Euro (!) teuren Restaurierung soll Ende Dezember erfolgen. Und dann die Werkstatt selbst:  Achsdrehbank, Schmiedehammer – unter den Mitgliedern  der Interessengemeinschaft sind zwei Schmiede! - , Bohr- oder Schleifgeräte, Gruben, Ölgeruch, in Arbeit befindliche Motoren oder Radsätze vermitteln faszinierenden Gesamteindruck von der handfester Arbeit an (be)greifbarer Maschinentechnik. Älteste Stücke der Ausrüstung stammen aus dem Jahre 1903, als die Lokwerkstatt so erbaut wurde, wie sie sich heute noch präsentiert. Eine modernere Abteilung gibt  es auch, bestückt mit Spezialmaschinen und Werkzeugen, die aus einer Konkursmasse gekauft wurden – auf diesem Wege hat die Brohltalbahn im Laufe ihrer Geschichte schon ganze Zuggarnituren erworben.

Erst die Abfahrtszeit des Schmalspurzuges nach Oberzissen beendete die Führung. So blieb Vorsitzendem Karl-Friedrich Amendt ganz zum Schluss nur noch, Stephan Pauly seinen Dank auszusprechen für  das Gehörte und Gesehene, ehe der „Tag der Eisenbahn“  im Zugabteil  sein Abschluss fand.     

 

Erläuterung am historischen Wasserhahn der Brohltaleisenbahn

 

Erläuterung am historischen Wasserhahn der Brohltaleisenbahn

Eisenbahntechnik im Detail: Stephan Pauly von der Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn erläutert der Gruppe des  Sinziger Denkmalvereins am historischen Wasserhahn die Wasserversorgung der Dampfloks.

 

 

 

 

 

(c) Dezember 2014

 

Text: Matthias Röcke

Fotos: Denkmalverein