Bismarck und die Erpeler Ley

Turmgespräch zur Ausstellungseröffnung im HeimatMuseum Schloss Sinzig

Sinzig. Warum gerade der Rhein? Keine Landschaft in Deutschland steht so eindrücklich für Geschichte, Romantik und Nationalgefühl wie das Rheintal. Und wie äußert sich dieses Gefühl im grafischen Werk, insbesondere dem des 19. Jahrhunderts? Das sind die Themen der neuen, umfangreichen und wertvoll bestückten  Ausstellung im HeimatMuseum Schloss Sinzig,  die am Wochenende eröffnet wurde: Malerisch und monumental – Rheinische Motive zwischen Hammerstein  und Drachenfels.

Museumsleiterin Agnes Menacher und dem Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum ist die Ausstellung so wichtig, dass ihr drei Tage vor der eigentlichen Eröffnung auch ein „Turmgespräch im Schloss“ gewidmet war.  Elmar Scheuren, Leiter des Siebengebirgsmuseums in Königswinter, sprach über den Zusammenhang zwischen Rheinromantik, Landschaft und Politik. Seine Intentionen sind auch in die Ausstellung eingeflossen und dazu Gegenstand des parallel zur Ausstellung veröffentlichten Buches.

So gehörte also alles zusammen, als Scheuren Atmosphäre und Emotionen im Deutschland des 19. Jahrhunderts  ausbreitete. Es war zunächst die Zeit des sehnsuchtsvollen Strebens nach der deutschen Einheit, gepaart mit einer heftigen Feindschaft gegenüber Frankreich. Solches für heutige Begriffe sehr dick aufgetragene Nationalbewusstsein zog sich auch durch die Epoche nach der Reichsgründung 1871, immer wieder fest gemacht an Landschaft, Denkmälern und geschichtlichen Symbolen im Rheintal. Die Zuhörer im voll besetzten Kultursaal des Schlosses staunten nicht schlecht, welche Blüten solches Denken treiben konnte. Etwa ein Zitat des Schriftsteller Ernst Moritz Arndt, in dem er seinen persönlichen Hass gegen Frankreich unverhohlen formuliert.  Oder die teils realisierten, teils nur geplanten Denkmäler zur Würdigung der deutschen Einheit und Verherrlichung des Königs- und Kaiserhauses. Sogar die Erpeler Ley gegenüber von Remagen sollte eine bombastisches Bismarck-Nationaldenkmal  erhalten, es blieb beim Entwurf von 1911, den Scheuren seinem Publikum präsentierte.  Andere Projekte wurden verwirklicht wie das an einen Kriegseinsatz erinnernde Landsturm-Denkmal in Königswinter. In seiner zweiten Fassung steht es noch heute noch an der Rheinpromenade.  Das für Königswinter geplante, groß dimensionierte Kaiserdenkmal landete dann in anderer Form in Koblenz am Deutschen Eck.

Insbesondere die Landschaft rund um den Drachenfels  wurde zur Kulisse und Projektionsfläche  einer patriotischen Kultur. Und damit kommen die zahlreichen Grafiken und Gemälde ins Spiel. Auch um sie drehen sich Ausstellung und Begleitbuch, Elmar Scheuren ging darauf ausführlich ein. Zum Beispiel auf eine Mappe des Künstlers Caspar Scheuren mit Rheinmotiven zwischen Koblenz und Bonn aus dem Jahre 1861. Der Titel: „Landschaft, Sage, Geschichte und Monumentales der Rheinprovinz.“  Die gegenständlichen, reich verzierten  Zeichnungen zeigen Landschaft, Szenen aus Sagen und technische Errungenschaften wie den Bahnhof Rolandseck in vielfältiger Weise. Oder das berühmte Ölbild von Johann Adolf Lasisnky von Koblenz mit der Festung Ehrenbreitsein – es ist stimmungsvoll und bietet Details wie eine Fotografie. Auch Sinzig ist reichlich vertreten,  zuerst und immer wieder die Pfarrkirche St. Peter. In 23 Darstellungen ist sie in Ausstellung und Buch zu sehen. Zum Konzept der Ausstellung gehört  es auch, den alten  Ansichten Fotos von heute gegenüber zu stellen.

Viel Stoff zum Hören und Sehen also, die Zuhörer waren begeistert. Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt dankte Elmar Scheuren für seinen Vortrag, auch für  sein Mitwirken bei Ausstellung und Buch. Zusammen mit Museumsleierin Agnes Menacher bat er dann eine ganze Gruppe an Ausstellung und Buch Mitwirkender  nach vorn, um auch ihnen zu danken.

Die Ausstellung dauert bis zum 30. Oktober und ist zu sehen zu den Öffnungszeiten des Museums donnerstags von 10 bis 12 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 17 Ihr, Gruppen nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.

 

Ausstellung und Buch sind fertig. Fördervereinsvorsitzender Karl-Friedrich Amendt (ganz rechts)
gratuliert den Mitwirkenden (von links) Stephan Pauly, Elmar Scheuren, Hilde Ginzler, Rudolf Menacher und Agnes Menacher. 

 

(c) Mai 2016

 

Text: Matthias Röcke 
Foto: Denkmalverein