Denkmalverein: Schwieriges Jahr 2020 heil überstanden – Sorgen im Museum

 

Sinzig. Eine in zweifacher Hinsicht ungewöhnliche Mitgliederversammlung liegt hinter dem Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum in Sinzig: Der spät im Jahr angesetzte Termin war der Corona-Pandemie geschuldet – eine Präsenzveranstaltung wäre früher kaum möglich gewesen – und der Samstag steht für eine andere Form dieser obligatorischen Veranstaltung. Nach der Abwicklung der Tagesordnung blieben die Mitglieder zu einem geselligen Abschluss bei Bratwurst und Bier – passend zur derzeit im Museum laufenden Fußballausstellung „Anstoß – 110 Jahre SC Rhein-Ahr“.


Für einen Teil des Vorstands standen Neuwahlen an. So wurden die stellvertretenden Vorsitzenden   Matthias Röcke und Agnes Menacher – in Personalunion auch Museumsleiterin - einstimmig in ihren Ämtern bestätigt, ebenso die Beisitzenden Dirk-Arnulf Meyer, Angelika Schneider und Anton Simons. Nicht mehr für den Vorstand kandidiert hatte Hildegard Ginzler. Vorsitzender Hardy Rehmann dankte ihr sehr für ihren Einsatz in einem Zeitraum von mehr als 16 Jahren, unter anderem beim Aufbau der Sammlung und Ausstellung der Geschichte der Sinziger Keramikfertigung und nicht zuletzt durch aktive Mitarbeit bei der Fußballausstellung. Bis heute aktuell sind ihre Veröffentlichungen der „Schlossgeschichten“. Zu neuen Kassenprüfern wurden Achim Habbel und Florian Ritterath gewählt.


Die meisten für das Jahr 2020 geplanten Veranstaltungen hatten ausfallen müssen. Hardy Rehmann kündigte in seinem Rechenschaftsbericht an, dass die ausgefallenen Turmgespräche und Exkursionen nach und nach neu terminiert würden. Den Anfang macht am Freitag, 19. November Dr. Jörg Kuhn mit dem Thema „Die Sinziger Familien Kuhn/Hesseler und die Juden“.


Rehmann konnte von erfolgreichen Bemühungen bei der Requirierung von Fördermitteln für das Heimatmuseum berichten, beispielsweise für den Erwerb zweier Ölgemälde von Carl Christian Andreae und der Restaurierung des Fahne des Kriegervereins Westum. Zudem hat der Denkmalverein mit Hilfe von Kreis und Land moderne Messgeräte zur Temperatur- und Luftfeuchtigkeits-Überwachung im Museum beschafft.


Digitalisierung ist nicht nur in der Politik sondern auch beim Denkmalverein ein Thema – und sogar schon weit umgesetzt, denn die Digitalisierung der Museumsbestände schreitet zügig voran. Außerdem wurde die Geschichte der Sinziger Fliesen digital aufbereitet und in einem Video transparent gemacht. Trotz aller Einschränkungen vor allem der öffentlichen Aktivitäten sei der Verein gut durch die Corona-Krise gekommen, stellte Rehmann abschließend fest. Auch die Mitgliederzahl ist mit 133 stabil geblieben.


Schatzmeisterin Renate Rick trug den Jahresabschluss für das Jahr 2020 vor. So hat der Verein einschließlich empfangener und an das Museum weiter geleiteter Fördermittel 24.615,90 Euro eingenommen und 20.619,68 Euro ausgegeben. Die Eigenmittel des Vereins liegen bei rund 5000 Euro. Auf Antrag von Kassenprüfer Rolf Meyer, der wie auch Ellen Collombon dieses Amt künftig nicht mehr ausüben wird, erteilte die Versammlung dem Vorstand einstimmig Entlastung.


Nicht viel Erfreuliches konnte Museumsleiterin Agnes Menacher berichten. Die Anschaffung von 13 Gemälden, Bildern und Fotografien zur Sammlung Carl Christian Andreae dank einer großzügigen Spende des Verkehrsverbundes Rhein Mosel GmbH sowie weiterer Unterstützung durch die Kreissparkasse war allerdings ein Lichtblick. Außerdem konnte das Museum nach und nach das gesamte Konvolut an Bildern und Zeichnungen von Carl Andreae erwerben. Die Neukonzeption der Ausstellung zum Künstler wird ein nächster Schritt sein.


Das Betrübliche: Die wenigen Wochen im Sommer 2020, in denen das Museum unter großen Auflagen geöffnet werden konnte, bedeuteten auch nur wenige  Besucher. Sehr unzufrieden zeigte sich Menacher mit der baulichen Situation der Museumsräume und mit dem Fortgang  wichtiger Investitionen. So seien die für 2021 vorgesehenen Mittel für Vitrinen der erweiterten Römerausstellung im Haushalt gestrichen worden, ebenso für die 2021 vorgesehenen notwendigen baulichen Investitionen im zweiten Obergeschoss. Sie beklagte auch ein Wartungsdefizit im Haus, das Wasserschäden zur Folge hatte. Im Juni kam es bei einem Wolkenbruch zu massiven Wasserschäden in beiden Räumen der Sonderausstellungsräume im zweiten Obergeschoss, die auch ein kurz zuvor restauriertes Gemälde betrafen. Seit Juni ist nun das gesamte Obergeschoss für Besucher geschlossen. Bis heute sei nicht in Sicht wann die Museumsräume saniert würden. Menacher: „Mir ist bewusst, dass nach den verheerenden Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe andere Prioritäten gesetzt werden. Die Entscheidung, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen nicht durchzuführen, ist allerdings vor der Katastrophe getroffen worden“.


Generell hat das Museum Großes vor. Es ist in den Besitz einer außerordentlich bedeutsamen römischen Sammlung mit Sinzig-Bezug gekommen: Fast vollständig erhaltene Formschüsseln und Bilderschüsseln der Terra-Sigillata-Manufaktur aus Sinzig, 2000 Jahre alt, vergleichbar höchstens mit den Funden aus Rheinzabern. Im Mai 2022 wird in Remagen bei einem großen Festakt die Urkunde „Weltkulturerbe Unterer Limes“ überreicht – ein wichtiger Anlass, die neue Sammlung der Öffentlichkeit vorzustellen, die laut Menacher nicht versäumt werden dürfe. Dem Förderverein dankte die Museumsleiterin für seine personelle und finanzielle Unterstützung, die das Museum vorwärts bringe.


Den Abschluss der Versammlung bildete eine Reihe von Ehrungen. Hardy Rehmann dankte im Namen des Vereins Ellen Collombon (langjährige Kassenprüfung), Hildegard Ginzler (langjährige Vorstandsmitarbeit),  Silvia Janik (Mitarbeit beim Projekt Digitalisierung), Rolf Meyer (Digitalisierung und langjährige Kassenprüfung),  Rudolf Menacher (Unterstützung des Projekts „Online-Darstellung Sinziger Geschichte“) und Gono Nonnast (langjährige Betreuung der Bücherzelle). Damit ließ es sich dann locker in den inoffiziellen Teil des Tages übergehen.


Vorsitzender Hardy Rehmann (ganz rechts) dankte Silvia Janik, Rolf Meyer und Ellen Collombon

für ihren Einsatz im Denkmalverein.

 

Text und Fotos: Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum



(c) Oktober 2021