Schloss Sinzig

Restaurierung des Turmzimmers

mit Gemälden von  C.C. Andreae

Zusammenfassender Bericht

über die durchgeführten

Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen

an der Raumschale

An der historischen Ausmalung wurden im Zeitraum von September 2003 bis April 2004 umfassende Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen durch die Restaurierungswerkstatt Ferdinand Lawen aus Briedel durchgeführt. Nach Abschluss der Arbeiten zeigt sich das historische Ensemble wieder in seiner ursprünglichen Einheit und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Präsenz einer hochwertigen Wohnkultur um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das im Grundriss achteckige Turmzimmer des Sinziger Schlosses beherbergt eine reiche Ausstattung mit einer aufwendigen Dekorationsmalerei, die sich auf Wand und Gewölbe ausdehnt. Das 8eckige Kreuzgratgewölbe besitzt florale Malereien auf einem hellgrünen Hintergrund. Die mit Dekor und figürlichen Elementen vollständig bemalten Wände sind abwechselnd in spitzbogige Wand- und Fensternischen unterteilt. In den Nischen befinden sich vier marouflierte Leinwandgemälde von Carl Christian Andreae, die der Künstler zwischen 1863 und 1865 schuf. Den Sockelbereich kleidet bis zu einer Höhe von 1,70 m ein Füllungs-Rahmen-Paneel aus dunkel gebeiztem Eichenholz aus.
Bevor die Restaurierungsarbeiten beginnen konnten, war eine intensive Auseinandersetzung mit dem überlieferten Bestand notwendig. Zur konkreten Abschätzung des Restaurierungsbedarfs wurde 1998 auf Anregung des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz eine Untersuchung durchgeführt, in deren Rahmen der Bestand ermittelt und die verschiedenen Schadensphänomene bewertet wurden. Vertieft wurden die Ergebnisse durch spezifische Untersuchungen an den wandfest eingebauten Leinwandgemälden, deren Ausführung im Rahmen einer Diplomarbeit Marc Peez übernommen hatte [siehe Bericht im Katalog von 2002]. Basierend auf den Ergebnissen wurde ein Restaurierungskonzept erarbeitet und exemplarisch an einem Gemälde umgesetzt. Die Musterrestaurierung, bei der verschiedene Probleme bewältigt und neue Verfahrenstechnologien ausprobiert wurden, diente als Grundlage für die heutige Gesamtrestaurierung.
Die Restaurierung des Innenraumes fand in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege statt. Neben der notwendigen Substanzsicherung war die Herstellung des ursprünglichen Zustandes mit der Geschlossenheit des Ensembles das Ziel dieser jüngsten Maßnahmen. Der Schwerpunkt der restauratorischen Tätigkeit lag auf der Freilegung und Sicherung des überlieferten Materialbestandes und berücksichtigte dabei besonders die historische Ausmalung. Damit verbunden war die Herstellung eines verbesserten optischen Zustandes mit einer verständlicheren Ablesbarkeit.
Die Dekorationsmalereien an den Wänden waren zum Großteil unter einer in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgebrachten und monochrom gestrichenen Raufasertapete verborgen. Sie stellen eine Besonderheit dar, da sie nicht mit Schablonen, sondern nach Übertragung der Vorlage freihändig aufgemalt wurden.
An dem Gewölbe erfolgte die Freilegung der ursprünglichen Malerei durch Abnahme der Firnisschichten und Übermalungen, sowie Ausbau der Fremdmörtel. Im Rahmen der notwendigen Konservierungsarbeiten erhielten lose sitzende Verputze und Malschichten eine Festigung. Die vom Stützmauerwerk sich ablösenden und lockeren Putzmörtelabschnitte wurden konsolidiert, sowie die Risse und Malgrunddefekte bündig gekittet. Alle Fehlstellen und störenden Malschichtdefekte wurden retuschiert.
Die auf Leinwand ausgeführten Gemälde wurden an den abgelösten Stellen fixiert und die lockeren Malschichten konsolidiert. Nach Abnahme der Schmutze und Reinigung der Malschichtoberfläche erfolgten Kittungen und Retuschen an den Fehl- und Wundstellen.
An dem Holzpaneel wurden nach Abnahme des Schmutzes und Reinigung der originalen Oberflächen die losen Holzteile fixiert und an den stark abgenutzten bzw. beschädigten Stellen retuschiert.

 

Ferdinand Lawen
Briedel, Juni 2004