Warum der Mensch den Schuh braucht und welche….

Denkmalverein besuchte im Landesmuseum Bonn die Ausstellung „SchuhTick“

Sinzig/Bonn. Zu einem Besuch einer der wichtigsten kulturellen Einrichtungen in der Nachbarstadt Bonn hatte der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig Mitglieder und Freunde eingeladen: Das LVR-Landesmuseum in Bonn war das Ziel der Gruppe, die Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt am Bahnhof Sinzig willkommen hieß. Vorranges Ziel war die viel beachtete Ausstellung „SchuhTick“ (noch bis 10. März), von Museumsführerin Uschi Baetz zielstrebig und engagiert erläutert. Soziologische, soziale und historische Zusammenhänge rund um das vielseitige Thema gab es dort zu erfahren, von den Bereichen „Status und Macht“, „Glaube und Glück“ oder „Sinnlichkeit und Erotik" , von den ersten nachweisbaren Schuhwerk vor gut 5000 Jahren, von der Schuhherstellung samt den Veränderungen durch technischen Fortschritt und von den Schuhmoden bis heute. Und dazu die Frage, warum der Mensch als einziges Lebewesen auf der Erde überhaupt Schuhe braucht. Weil er als einziges Lebewesen auf der Erde sich in allen Regionen aufhält, bei extremer Kälte ebenso wie in nassen und sumpfigen Regionen und auf heißen Territorien!

Frankreichs König Ludwig XIV. trug Schuhe mit rot – diese Farbe stand für Hochwertigkeit – dekorierten hohen Absätzen, um sich über alle anderen zu erheben. Im Mittelalter trug man zwei Schuhe übereinander, um nur mit dem Unterschuh in den Morast tauchen zu müssen. Römische Soldaten trugen mit Nägeln beschlagene Schuhe, die sich sehr gut in Wald und Feld bewährten, auf den befestigten Stadtstraßen aber einen gefährlichen „Glatteiseffekt“ herbeiführten.

Archäologie und Geschichtsforschung haben sich in der Ausstellung überall niedergeschlagen. So ist die Rekonstruktion des „Ötzi-Schuhs“ aus dem Sensationsfund eines Leichnams von vor rund 5300 Jahren in den Alpen gelungen. In der Ausstellung ist eine Nachbildung zu bewundern. Forscher haben außerdem nachgebaute Schuhe in der Höhe von 3000 Metern ausprobiert und dabei an den Füßen nicht gefroren. Auch Schuhe von heute spielen eine Rolle in der Ausstellung. Zum Beispiel der Spezialschuh für Bergsteiger, barfuß getragen und mit einem „Finger“ für jeden Zeh versehen oder die hohen Stiefel einer Domina und davon ausgehende Erotik im Spiel von Macht und Unterwerfung.

Die vielen Eindrücke – zweiter Vorsitzender Hans Jüchtern dankte Uschi Baetz für ihre hochinteressante Führung – besprach die Gruppe beim gemütlichen Abschluss im Museumscafé. Zu seiner nächsten Veranstaltung lädt der Verein am Donnerstag, 21. März ein. Das „Turmgespräch im Schloss“ steht unter dem Thema: “Rekultivierung der Weinberge in Bad Bodendorf“.

 

 

Dieser Schlüpfschuh aus Holz mit kräftigem Oberleder (15./16. Jahrhundert) kam bei Ausgrabungen im ehemaligen Rittergut Pesch zutage. Derartig robustes Schuhwerk war in den ländlichen Gebieten der Niederlande und am Niederrhein bis in die allerjüngste Zeit verbreitet.

High Heel von anno dazumal: Die Denkmalfreunde staunen über die Chopine, ein historischer Plateauschuh, den die Damen im 15. Und 16. Jahrhundert trugen.

 

Chic gab’s auch früher schon, wie etwa der Amsterdamer Schnürstiefel von 1895, Design H. Maschin & Zoon (Mitte), zeigt.

 

Kuscheldesign im Paris der 1960er Jahre: Die Sandalette „La poudre de les yeux“ mit Riemchen aus Kaninchenfell.

 

Die riesigen Clownsschuhe stammen vom berühmten Komiker und Tänzer George Ralph, genannt „Little Tich“ (1867-1928), der sie erstmals in seinen Stücken einsetzte und zu seinem Markenzeichen machte.

 

 

(c) 2013 Text: Matthias Röcke, Fotos: Hildegard Ginzler