Drei Hemmnisse für Wein aus Bad Bodendorf

Alexander Kohnen sprach beim Turmgespräch des Denkmalsvereins Sinzig

Sinzig. Kann es wieder Wein aus Bad Bodendorf geben? Diese Frage interessierte einen großen Zuhörerkreis beim Turmgespräch des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig. Als Redner dazu und zu anderen Themen rund um den Ahrwein hatte der Verein Alexander Kohnen , Leiter des International Wine Institutes in Bad Neuenahr-Ahrweiler – ein Seminarhaus zu Weinbauthemen - eingeladen. Die mit Spannung erwartete Antwort hat drei Teile und stimmte die Befürworter eines erneuten Weinanbaus in dem Sinziger Stadtteil nicht optimistisch: Die fragliche Fläche links der Ahr ist heute teilweise von einem unantastbaren Biotop belegt, die Eigentümerstruktur ist sehr kleinteilig – die Flächen sind also schwer zu vereinen - und von der EU erlaubte, neue Rebflächen gibt es zwar im Ahrtal generell, es stehen aber derzeit keine zur Verfügung. Was immer geht, sind 99 Stöcke pro Privatperson.

Im dicht gefüllten Kultursaal des Schlosses entbrannte schnell eine Diskussion über Chancen und Hindernisse des Planes, das „Tor zum Ahrtal“ mit Weinbau aufzuwerten. Gute Qualität wäre durchaus zu erwarten, wie Alexander Kohnen erläuterte. Der Boden besteht aus Lehm und Löss, dazu kommt speziell in Bad Bodendorf noch ein Quarzvorkommen. Ein nährreicher Lehm/Löss-Boden, wie er auch die Ahr hinauf bis nach Dernau zu finden ist, hat viel zu bieten. Oberhalb von Dernau herrscht das für den Wein ebenfalls günstige Schiefergestein vor.

Die letzte Weinlese hat es in Bad Bodendorf, wie einige Zuhörer genau wussten, 1968 gegeben. Der Bruch ist um die Zeit um 1881 datiert, als sich beim Versuch, neue Rebsorten heimisch zu machen, die Reblaus verbreitete. Zu ihrer Bekämpfung mussten alle Rebstöcke ausgehauen werden, Neuanpflanzungen fielen rund um Bad Bodendorf karg aus, nach und nach verkarsteten hier die Rebflächen. Weinterrassen sind in Jahreszeiten mit geringem Bewuchs heute noch erkennbar. .

Es war ein ungewöhnliches Turmgespräch im Sinziger Schloss. Kohnen erläuterte nicht nur den Weinbau von der weltweiten Sicht bis ins Ahrtal, er hatte auch Wein mitgebracht und ließ zum Probieren Flaschen durch die Reihen gehen, um dann nach der Vorstellung der vier grundverschiedenen Ahrweine mit seiner Zuhörerschaft kurz das Glas zu erheben. Dabei erklärte Kohnen, warum Wein überhaupt schmeckt oder gegebenenfalls nicht. Sehen, Schwenken, Schmecken und spontane Zuneigung oder Abneigung beeinflusst das Weinvergnügen. In Deutschland gibt es auf 102.000 Hektar Wein, das Ahrtal hat davon 558 Hektar – als einziges Anbaugebiet leicht zunehmend. Zum Vergleich: Allein Bordeaux-Wein wächst auf einer Fläche, die der aller deutschen Weinanbaugebiete entspricht.

Worte des Dankes sprach Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt für diesen eindrücklichen Vortrag. Als Anerkennung gab es diesmal nicht wie üblich zwei Flaschen Wein, sondern ein Buchpräsent mit Bezug zum Weinbau.

 

Nach dem informativen und geselligen Weinvortrag: Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt,
Referent Alexander Kohnen und der frühere Vorsitzende Dr. Günther Schell, der den Kontakt vermittelt hatte (von links).


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Foto und Text: Matthias Röcke