Das Sinziger Wasser im Mittelpunkt

Karl-Friedrich Amendt beleuchtete Wasserläufe und Wassernutzungen

 

Sinzig. Aufzeigen, „wo in Sinzig Wasser zu sehen oder besser, wo es vorhanden ist, denn vielfach lief oder läuft es im Verborgenen“, das wollte Karl-Friedrich Amendt beim jüngsten Turmgespräch im Schloss. Der Vorsitzende des einladenden Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums unternahm einen aufschlussreichen „Foto-Spaziergang zum Thema Wasser in Sinzig“. Dabei ging es um Mineralwasser und Trinkwasser, um Rhein, Ahr, Hellenbach und Harbach.

 

Ein modernes Wasserleitungsnetz nutzt Sinzig ab 1887. Das Elektrizitäts- und Wasserwerk kam 1903 hinzu und bald beförderten elektrische Pumpen vorab aufbereitetes Wasser ins Leitungsnetz. Kommt das Sinziger Trinkwasser aus Rheinuferfiltrat? „Keineswegs“ betonte Amendt, „vielmehr werden heute in der Niederaue die Rhein und Ahr begleitenden Grundwasserströme in etwa 20 Meter Tiefe angezapft“. Sinzigs Wasser ist von guter Qualität. Aber seine Kohlensäure würde die Leitungen schädigen, gäbe es nicht die Trinkwasser-Entsäuerungs-Anlage am Kranzweiherweg. 

 

Schon Hunderte Jahre früher sorgten römische Wasserrohre für einen unterirdischen Trinkwasserverlauf. Das Quellwasser des „Zeipchen“ oder „Zeipenbach“ der Bodendorfer Schützenstraße floss zunächst zu einer Römervilla und später ins Dorf. Ebenso führte eine römische Wasserleitung in Sinzig das Nass einer einstigen Quelle ab der Koisdorfer Straße zum Brunnenplatz und zur römischen Villa Rustica beim Zehnthof. Was das Mineralwasser angeht, so wurden ein für Bodendorf 1598 genannter „saurer Born“ um 1900 und nachfolgend weitere Quellen erbohrt. Im ehemaligen Kurmittelhaus erinnert die Kohlensäureverflüssigungs-Anlage noch an die Mineralwasser- und CO2-Förderung. Doch speist der 27 Grad Celsius warme St. Josef-Sprudel bis heute das Bad Bodendorfer Thermal-Freibad. Eine Sinziger kalte Quelle motivierte zu Kureinrichtungen und einem Mineralwasser-Schwimmbad an der Kölner Straße. Während Kurbetrieb und Bad Sinzig Ende der 1960er daniederlagen, floriert der Brunnenbetrieb.

 

Die zwei in Sinzig bekannten in die Ahr mündenden Bäche, Hellenbach und Harbach, gehen beide vom Harterscheid aus. Drei nordöstliche Bäche fließen unterhalb von Schloss Vehn zum Hellenbach zusammen. Der läuft nach Löhndorf und Westum, wo er sich mit dem Krechelheimer Bach vereint, nach Sinzig. Dort heißt er „Kuhbach“, dessen Wasser einst als Viehtränke diente, Mühlen antrieb und den Wassergraben des Sinziger Schlosses füllte. Auch der sich aus etlichen Zuflüssen entwickelnde Harbach diente Mühlen und Sinziger Gerbereien. Ableitungen der Ahr versorgten die Godenhaus-, Stadt- und Schmitzmühle.

 

Sinzigs einziges Haus am Rhein ist das Bootshaus. Das benachbarte Strandbad ist Vergangenheit. Viel weiter zurück datiert eine römische Ziegelei, die den Strom vermutlich als Verkehrsweg nutzt. Unerschöpflich scheint das Wasserthema, bei dem der Referent auch auf Hochwasser und Wehre, Brücken, Nutz- und Zierbrunnen zu sprechen kam. Sinzigs Wasserreichtum und seine Lage im Grünen könnten die Stadt wirtschaftlich voranbringen, wenn die touristische Infrastruktur gefördert würde, hieß es in einem Gutachten von 2006. Abschließend plädierte Amendt für solch eine Stadtentwicklung, statt „kurzfristiger Gewinn-Interessen von Investoren“.

 

Karl-Friedrich Amendt spürte dem Sinziger Wasser nach.                    
Foto: Denkmalverein

 

Dank der Einspeisung von 27 Grad warmem Wasser öffnet das Bad Bodendorfer Thermalbad bis in den Oktober hinein.
Foto: Karl-Friedrich Amendt

 

Öffentliche Entnahmestelle der St.-Josef-Quelle                          
Foto: Karl-Friedrich Amendt

 

(c) September 2015

 

Text : Denkmalverein