Heilbad, Fabriken und Nonnenklöster – die Geschichte von Kripp

Willy Weis und Hildegard Funk führte Sinziger Denkmalverein durch den Remagener Stadtteil

Sinzig. Was gibt es zu entdecken im Remagener Stadtteil Kripp, gleich an der Gemarkungsgrenze von Sinzig? Das wollte der Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum wissen, als er zur ersten Exkursion des Jahres einlud. 20 Köpfe umfasste die Gruppe, die sich bei wahrhaft frostigem Wetter mit Willy Weis und Hildegard Funk aus Kripp auf einen hochinformativen Rundgang machte.

Schon die erste Station ergab einen direkten Bezug zu Sinzig. Von der Römerstraße aus die Stelle zu sehen, an der bis 1970 die Stadtgrenze von Sinzig verlief, also inmitten Kripper Häuser. Über einen Gebietsaustausch wurde dies seinerzeit im Zuge der Gebietsreform geändert. Die Römerstraße hatte natürlich auch in Richtung Sinzig geführt, Funde aus Gräbern und Hinweise auf eine römische Villa  belegen diesen Teil der Kripper Geschichte. Generell aber ist der Ort an Rhein und Ahr weitaus jünger. Die ersten Häuser entstanden 1705, als die Fähre nach Linz eingerichtet wurde. Wo eine Fähre an- und ablegt, hat auch eine Siedlung zu sein. Sie entwickelte sich schnell, durchaus unter misstrauischen Blicken der Bewohner ringsum. So ist von einem schlechten Ruf die Rede, als Kripp 1734 Remagen zugeschlagen wurde.

Willy Weis und Hildegard Funk kümmern sich sehr intensiv um die Geschichte von Kripp, ihr Bemühen hat sie sogar  bis in Archive in den USA geführt. So erhielt die Gruppe aus Sinzig eine Fülle auch von selbst ermittelten Fakten und Daten zu Kripp quasi aus erster Hand. Dazu zählt auch die industrielle Entwicklung des Ortes. Begonnen hat es 1898 mit der Ringofenziegelei, daneben entstand 1904 die Lederfabrik, um deren Inhaber Graf Taveggi sich viele Geschichten ranken. Die Fabrik in der Römerstraße arbeitete  bis 2006. Ein Wein- und Essigfabrik gab es in Kripp, eine Möbelfabrik und einen Hersteller von Brotaufstrich. Weit über die Grenzern von Kripp bekannt war  in den 1960er Jahren der Mineralwasserabfüllbetrieb Lehnig. Damals war der von Lehnig zentral organisierte Haushaltsbelieferung mit Getränken etwas Neues. Lehnig bediente sich der Mineralquelle, die Kripp für einige Jahre sogar zum Bad mit Kurhaus gemacht hatte – von 1934 bis 1958.

An den Grafen Taveggi erinnert unter anderem auch  ein Gedenkstein für Mitarbeiter der Lederfabrik, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Fast in Vergessenheit geraten, bargen ihn Hildegard Funk und Willy Weis und platzierten ihn auf dem Kripper Friedhof neu. Dort steht auch das Mausoleum der Familie Taveggi aus dem Jahre 1907. In der Voßstraße wies Weis auf ein früheres Nonnenkloster hin. Ein Haus mit historistischer Fassade beherbergte von 1917 bis 1925 eine Niederlassung von Ordensschwestern, zuletzt bis 1994 der Schönstatter Schwestern. In dem restaurierten Gebäude gibt es heute Mietwohnungen. Beispiele jüngerer Ortsentwicklung besichtigte die Gruppe am Schulhofplatz im Zentrum und am früheren Lehnig-Gelände zum Rhein hin. Überhaupt – der Rhein. Er spielt eben eine wichtige Rolle in Kripp, sei es  durch den Fährverkehr, den Frachtverkehr oder durch das Hochwasser. So wurde die Kapelle in der Quellenstraße gebaut, um das Allerheiligste aus der Pfarrkirche bei Hochwasser in Sicherheit bringen zu können. An die Treidler und ihre Pferde, die man einst brauchte, um Schiffe stromaufwärts zur ziehen, erinnert eine Skulptur am Rheinufer. An die „Hexe“, ein um 19. Jahrhundert im Rhein verlegtes Stahlseil, das Schiffe für ihren Antrieb nutzten, erinnerte Weis beim abschließenden, gemütlich warmem Aufenthalt im Café anhand von Fotos.

Vorsitzender Hardy Rehmann dankte unter großem Beifall der Runde Willy Weis und Hildegard Funk  
für ihre interessanten Einblicke in die Geschichte eines Ortes, in dem sich in relativ kurzer Zeit viel ereignet hat.

 

Historisches Bauwerk auf dem Friedhof von Kripp – Willy Weis informiert die Gruppe
des Denkmalvereins über das Mausoleum Traveggi.

 

 

 

 

 

 

 

 

Text und Fotos: Denkmalverein

 

(c) März 2018