Salzkristalle eliminiert  und Malereien freigelegt

Restaurator Ferdinand Lawen berichtete beim Denkmalverein über die Restaurierungsarbeiten im Kultursaal des Sinziger Schlosses

Sinzig. Aus erster Hand erzählt und gleichzeitig in sito erlebt – authentischer geht es kaum als beim jüngsten  Turmgespräch des Fördervereins Denkmalpflege und Heimatmuseum in Sinzig: Restaurator Ferdinand Lawen berichtete von seiner Arbeit an der Decke des Saales in Wort und Bild, gleichzeitig schweiften die Blicke aus dem Publikum genau an die Stellen, die gerade beschrieben wurden. Es ging um die Restaurierung des Kultursaales im Schloss, die im vergangenen Jahr begonnen und in 2018 in der zweiten Jahresshälfte fortgesetzt werden wird.

Über Jahrzehnte hatte sich im städtischen Schloss Reparaturbedarf aufgestaut, teils durch Wasserschäden, teils durch unsachgemäße Restaurierungen und auch einfach durch den Zahn der Zeit entstanden.  Nun also ist die nach heutigen Maßstäben fachgerechte Restaurierung angelaufen, Ferdinand Lawen hat die Arbeiten als selbständiger Restaurator übernommen.

Im Kern geht es um die Bilder des Kirchen- und Historienmalers Carl Christian Andreae, der zwischen 1863 und 1865 im Schloss gelebt und bedeutende Decken- und Wandmalereien ausgeführt  hat.  Ziel war es, die Malereien wieder deutlich hervorzuheben und gleichzeitig die bestehende  Materialoberfläche zu erhalten. Dass Andreae seine Bilder auf Tapetenpapier aufgetragen hat, unter dem ein Putz- und eine Stuckschicht liegen, macht die Restaurierung heute so schwierig. Dieser komplizierte Aufbau musste zum Teil neu hergestellt werden. Die Schäden waren weit fortgeschritten, deutlich sichtbare Salzkristalle und ganze Mikroorganismen gehen auf die Feuchtigkeit zurück. Aus heutiger Sicht unsachgemäße Reparaturarbeiten gilt es ebenfalls zu korrigieren. Risse wurden seinerzeit einfach übertüncht, verblasste Darstellungen  in einfacher Weise nachempfunden. Die Bilder von Lawen zeigten eindrucksvoll den Unterschied von „Original und Fälschung“. Dabei wurde deutlich, wie behutsam, überlegt und ausdauernd solche Restaurierungsarbeiten angegangen werden müssen  – das sehr interessierte Publikum konnte nachspüren, wie ein Restaurator zu Werke geht.

Er präsentierte auch die große Überraschung dieser Arbeiten: An den Unterzügen der Kassettendecke hat er Malereien freigelegt, die irgendwann kurzerhand überstrichen worden waren. So erstrahlt die Kassettendecke jetzt im Wortsinn in neuem Glanz. Wie wird es weitergehen?  Die Wände warten schon, in der zweiten Jahreshälfte will die Stadt Sinzig in Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Mainz die Arbeiten angehen. Lawens Wunsch: Mit der ästhetischen Aufwertung des Saales (und weiterer Räume im Schloss) eine stimmige Einheit zu schaffen.

Das fand natürlich die Zustimmung der Zuhörerschaft und auch von Museumsleiterin Agnes Menacher. Zu Beginn hatte sie Carl  Andreae  und seine Bedeutung für Sinzig gewürdigt und auf den Schwerpunkt des Museums zur Malerei des 19. Jahrhunderts  hingewiesen. Vorsitzender Hardy Rehmann dankte Ferdinand Lawen im Namen des Publikums:  „Ich habe größte Ehrfurcht vor der   Professionalität, mit der diese Arbeiten ausgeführt werden “. Nach dem Vortrag war Gelegenheit,  bei einem Glas Wein das Erlebte zu erörtern und zu vertiefen.

  

Bild und Wirklichkeit im Blick:
Restaurator Ferdinand Lawen erläutert die Arbeiten im Kultursaal. Foto: Denkmalverein

 

Foto: Denkmalverein

 

Foto: Hildegard Ginzler

 

Abblätternde Malschollen: nur ein Phänomen des Verfalls der Kultursaaldecke
Foto: Hildegard Ginzler

 

Nach der Restaurierung: Kindliche Figur aus dem Musikantenquartett
Foto: Hildegard Ginzler

 

Diplomrestauratorin Anna Kronewirth aus dem Team der Briedeler Restauratorenwerkstatt von Ferdinand Lawen,  bei der Arbeit im Schloss:
Fotos: Hildegard Ginzler

  


Text: Denkmalverein

 

(c) April 2018