Doppelt in Maria Laach: Baugeschichte und Bauhauskeramik

Denkmalverein Sinzig auf Tagesexkursion – Walter Müller und Bruder Stephan führten   

Sinzig. Einen Tagesausflug nach Maria Laach hatte der Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum in Sinzig als Auftakt seines Jahresprogramms gewählt  - und obwohl die Teilnehmenden sicherlich alle schon mehrfach das weithin beliebte Ausflugsziel besucht haben, erfuhren sie doch eine Fülle von überraschenden Informationen.

Zwei Führungen ganz verschiedener Thematik prägten den Tag der Sinziger in Maria Laach. Walter Müller, Kenner der Eifeler Geologie, der Kirchenbauten in der Region und ganz besonders von Maria Laach und seiner Geschichte, hatte einen höchst informativen Rundgang durch Klosteranlage und Basilika parat und Bruder Stephan weihte die Gruppe am Nachmittag in die Geheimnisse der Keramik unter dem Vorzeichen des Bauhauses ein.

Die Geschichte der Klosteranlage Maria Laach reicht bis 920 zurück und kennt zahlreiche wichtige Ereignisse. Wie viele davon sich aber auf die jüngere Geschichte beziehen, machte Walter Müller deutlich: Die Abschaffung der Klöster durch Napoleon in der Phase der Säkularisierung, Auswirkungen des Kulturstreits im Deutschen Reich in den 1870er Jahren und ein massiver Rückbau der romanischen Basilika 1930. Dieser wurde schon beim Gang durch die Gartenanlage deutlich. Seinerzeit war man der Meinung, die Kirche müsste ideal-romanisch aussehen und hat deshalb (fast) alle gotischen Elemente zurückgebaut. Einzig zwei Fenster im Chor sind übrig geblieben, gut zu sehen vom Garten aus. Unter anderem wurde der Vierungsturm an der Schnittstelle von Lang- und Querschiff damals deutlich tiefer gesetzt. So entstand vor 90 Jahren ein völlig neues Erscheinungsbild der Kirche, das heute schon längst das vertraute ist.

Mehrere Personen der Zeitgeschichte haben Spuren in der Kirche hinterlassen. Kaiser Wilhelm II stiftete ein Mosaik im Chor, wie es seinem Geschmack entsprach und das ein berühmtes Vorbild in Syrakus hat. Bundeskanzler Konrad Adenauer, der 1937 in Maria Laach vor den Nationalsozialisten Schutz gesucht hatte, spendete in den 1950er Jahren ein Fenster, Bundespräsident Theodor Heuss und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Peter Altmeier taten es ihm gleich.

Und so sah es im 19. Jahrhundert aus um Maria Laach: Nachdem die Benediktiner 1802 im Zuge der Säkularisierung den Ort verlassen mussten, zogen 1863 Jesuiten ein, um hier ein Schulungszentrum einzurichten. Aus dieser Zeit stammen die heutigen Klostergebäude. Im Zuge des Kulturkampfes hatten aber 1872 auch die Jesuiten gehen müssen. Die Kirche wurde Simultankirche, stand also  katholischen und evangelischen Christen für ihre Gottesdienste offen. Erst 1892 kehrten die Benediktiner zurück. Die Basilika war zeitweise in sehr schlechtem Zustand.

Walter Müller machte all diese Informationen auf spannende Weise sichtbar. Er lenkte die Blicke aber auch auf die gefälligen und eindrucksvollen Seiten von Maria Laach: Der Barockbau in den Gärten, die drei Friedhöfe der Mönche, Krypta und Sakristei, die Kirche St. Nikolaus und in den Klosterräumen die prachtvolle Bibliothek. Das war viel Stoff auf kurzen Wegen, die Sinziger Gruppe dankte es Walter Müller mit herzlichem Beifall, Vorsitzender Hardy Rehmann tat es zusätzlich und im Namen aller mit der Überreichung eines Weinpräsents.

Themenwechsel nach der Mittagspause: Bruder Stephan führte durch die Ausstellung „Asche oder Feuer“. Mit ihm erläuterte die Keramik aus der Phase des Bauhauses vor hundert Jahren ein Kenner der Materie im doppelten Sinn: Die Geschichte der Bauhausbewegung allgemein, durchaus mit kritischen Anmerkungen, und die Bedeutung der Keramik dieser Phase im Speziellen sind ebenso sein Metier wie seine künstlerische Arbeit mit Keramik. So geriet seine Führung auch zum Einblick in die Geheimnisse des Brennvorgangs und der Materialien vor hundert Jahren und heute.

Farbe und Form standen im Bauhaus auch bei der Keramik im Vordergrund.  Die Gegenstände werden hier zu Skulpturen, die Leichtigkeit und Eleganz ausstrahlen und zur genussvollen Benutzung einladen. Die Ausstellung zeigt (nur noch bis 20. Februar) die wertvollen Exponate der Bauhauskünstler Otto Lindig und Theodor Bogler (Pater in Maria Laach) und Werke aus der aktuellen Kunstszene.   Christina Bernstiel, Maria Hakema und Ulrike und Lutz Könicke widmen sich dem Thema als Nachfahren des Bauhauskünstlers Otto Lindig, andere sehen sich allgemein in der Tradition des Bauhauses – so Andrea Lange, Gabriele Schönberger und eben Bruder Stephan Oppermann OSB von der Keramikmanufaktur Maria Laach.  

 

 

 

  

 

 

 

Text und Fotos: Matthias Röcke

 

(c) Februar 2020