Franz Steinborn:

Maler, Zeichner, Lehrer

von

Johannes Friedrich Luxem

Regierungsdirektor a. D.     

 

Am 14. April 1900 wurde Franz Steinborn in Bad Neuenahr geboren. Nach seiner Volksschulzeit besuchte er die Lehrerbildungsanstalt und legte dort sein Examen als Volksschullehrer ab. Früh bereits äußert sich seine auffallende zeichnerische Begabung; praktische Erfahrungen sammelte er als Volontär in einem heimischen Malerbetrieb; bis er 1935 nach dem zweiten Staatsexamen seine Anstellung als Lehrer an der Sinziger Schule fand. Er war 1941 Gründungsmitglied der ARE-Künstlergilde, entwarf und malte zahlreiche Landschafts- und Blumenbilder, fertigte Porträts, Aquarelle und Graphiken an. Im Jahre 1942 wurde Franz Steinborn als Fachlehrer für den Werkunterricht an die Lehrerbildungsanstalt versetzt und nahm seinen Dienst an der Sinziger Volksschule nach harten Erlebnissen in seiner Internierung 1947 wieder auf. Mehrere größere Reisen unternahm der Künstler in den 50er Jahren. Sie vermittelten ihm eine Fülle neuer Impressionen und bescherten ihm reizvolle neue Motive.

In Sinzig, dem von ihm so geliebten alten Städtchen mit reicher Historie, arbeitete er bis zu seinem frühen Tode am 18. Juni 1961 unermüdlich in seinem Atelier.

Ein Satz Franz Steinborns besitzt, bezogen auf sein gesamtes Lebenswerk, besondere Bedeutung. Er sagt: „Die Liebe, die der Künstler in sein Werk legt, fällt auf den Beschauer zurück.“ Seine Bilderserien der heimischen Landschaft strahlen jene Stimmungslage wieder, die aus der Zuwendung des Malers zum Heimatraum an Rhein, Ahr und Vulkaneifel aus einer inneren Harmonie erwuchs. Zugleich werden sie — hier im Hinblick auf den Betrachter — eine Art von Dokumentation jener inneren Wunschbilder, die in den Tiefen der Menschenseele verborgen liegen. Sie werden zur Botschaft, werden lebendig, einbezogen in die Wirklichkeit der bildnerischen Aussage des Malers. Sie lösen beim Betrachter Emotionen, Zustimmung aus. Die treffenden Wiedergaben der heimischen Landschaft im Jahreskreislauf besitzen geradezu poetischen Charakter, zeigen oft ein stilles Leuchten, das an zarte Lyrik erinnert.

Wir als Betrachter spüren dies; unmittelbar verstehen wir die Bildsprache des Künstlers, die in uns Gleichgestimmtheit wachruft. Still und zurückhaltend - so, wie der Maler Franz Steinborn lebte und wie er wirkte - erscheint auch die Gesamtkonzeption seines umfangreichen Oeuvres. In der hektischen, Lärm überfluteten Medienwelt von heute stellen diese Bilder einen Gegenpol dar, sie strahlen Gelassenheit aus und jene Ruhe, deren der moderne Mensch so sehr bedarf.

 Überdies vermitteln sie eine verborgene, elementare Bindung an den Heimatraum, an Fluss, Ufer, Berge, dunkle Wälder, Kuppen erloschener Vulkane, an Brücken, alte Bauten, Städtchen, Dörfer und - nicht zuletzt -  an die Menschen. Linienführung, Pinselduktus, Farbenwahl bleiben stets verhalten, zart, ohne spektakuläre Aufdringlichkeit - immer im Wissen um künstlerische Verpflichtung und Verantwortung.

 In den zahlreichen Landschaftsbildern des Künstlers aus dem Kreis Ahrweiler, den Ansichten und Stimmungen von Rhein, Ahr, Vulkaneifel, Grafschaft und Brohltal findet man seltsamerweise keine Menschen. Es scheint, dass jene stumme Zwiesprache, die Franz Steinborn beim Zeichnen und Malen vor Ort, draußen in freier Natur mit der Landschaft hielt, nicht gestört werden sollte durch Überfülle oder unnötige Bewegtheit, die vom Kern, vom Wesentlichen der Darstellung ablenken könnte. Für uns werden solche Bilder zu Auslösern für stilles Betrachten und Staunen; sie lassen den Alltag vergessen. Auch als Lehrer und Erzieher blieb Franz Steinborn sowohl seinen künstlerischen als auch pädagogischen Prinzipien treu. Er erkannte bereits vor fünfzig Jahren, wie sehr eine einseitige, eine rein ökonomische, versachlichte Erziehung Elementarbedürfnisse des Kindes negiert. Er strebte eine Form ganzheitlicher Bildung an, bei der das Musische, ein Grundbedürfnis junger Menschen, stärker berücksichtigt werden sollte.

Eingemeißelt in die Tuffsteinbrüstung einer alten Steinbrücke, die über ein Bächlein in der Eifel führt, stehen die Worte:

Alles ist Übergang zur Heimat hin

Dieser tiefsinnige Spruch klingt wie ein Epilog für das künstlerische Gesamtwerk des Malers Franz Steinborn. Ein Werk, das nicht zuletzt für den Kreis Ahrweiler von bleibender Bedeutung ist.