„Malerisch und Monumental“  verlängert

Die rheinischen Motive zwischen Hammerstein und Drachenfels im Heimatmuseum Sinzig sind noch bis 20. November zu sehen

 

SINZIG. Die Sonderausstellung „Malerisch und Monumental  - Rheinische Motive zwischen Hammerstein und Drachenfels“ im Heimatmuseum Schloss Sinzig ist bis 20. November verlängert worden. Museumsleiterin Agnes Menacher reagierte damit auf die positive Besucherresonanz und setzt die Verlängerung in Abstimmung mit den Leihgebern um. Das romantische Bewusstsein prägte die Wahrnehmung der Dichter und Schriftsteller. In der Folge lenkte es auch die Zeichner, die im Auftrag von Verlagen die Höhepunkte einer Rheinreise zwecks grafischer Reproduktion abbildeten. Zu den gezeigte druckgrafischen Werken und Gemälden aus der Epoche der Rheinbegeisterung gehören auch die älteste Darstellung von Sinzig, eine im Schloss gezeigte Karte von 1570/71, das feine und genaue Stadtportrait auf dem Gesellenbrief von 1760 und zahlreiche Abbildungen der Kirche Sankt Peter. Daneben sind unter anderem Schloss Rheineck, der Apollinarisberg, die Insel Nonnenwerth, Erpel, Schloss Arenfels, Breisig, Unkel und Andernach zu sehen.

Die Ausstellung, zu der ein Katalog erschienen ist, öffnet bis 20. November donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Jeden ersten Samstag im Monat gibt es eine kostenlose Führung durch Museum und Schloss um 14.30 Uhr. gih

 

 

Malerisch und monumental – der Rhein bewegt die Künstler

 

HeimatMuseum Schloss Sinzig zeigt bis zum Oktober Werke aus der Rheinromantik   

 

Sinzig. Mit der jetzt eröffneten Ausstellung „Malerisch und monumental – Rheinische Motive zwischen Hammerstein und Drachenfels“ rückt das HeimatMuseum Schloss Sinzig seinen bemerkenswerten und in jüngster Zeit noch ausgeweiteten Bestand an Grafiken, Zeichnungen und Gemälden zur Rheinromantik im 19. Jahrhundert für diesen Sommer in den Mittelpunkt.   

 

Museumsleiterin Agnes Menacher ging bei der Eröffnung ausführlich auf den zeitgeschichtlichen Rahmen dieser bewegten Epoche ein. Die Kunstwerke erzählen von der Zeit der Rheinromantik, als die Reisenden eine Landschaft mit wuchtigen Felshängen, verfallenden Burgruinen, historischen Stadtmauern, mittelalterlichen Kirchen und einen noch nicht kanalisierten Rheinstrom als Landschaftsbild vorfanden. Es war eine Landschaft, die die Fantasie der Dichter beflügelte. Zugleich erinnerten die Bauwerke in dieser Landschaft an die erst seit kurzem ins Bewusstsein gelangte deutsche Geschichte des Mittelalters. Das prägte die Wahrnehmung auch der Zeichner, die im Auftrag von Verlagen die Höhepunkte einer Rheinreise zum Zweck grafischer Reproduktion abbildeten. Sie versuchten das Monumentale der Landschaft und der Bauwerke hervorzuheben, aber auch das Idyllisch-Malerische. Menacher konnte einer großen Gruppe von Mitstreitern und Leihgebern danken – ohne sie wäre eine derart umfassende und qualitätsvolle Ausstellung nicht möglich.

 

Die erste Führung durch die Ausstellung hatte einer aus dieser Gruppe, Kunsthistoriker Stephan Pauly,  übernommen. Ein Kernthemen dabei: Darstellungen der Kirche St. Peter in Sinzig, die in vielen Bildbänden des 19. Jahrhunderts als Inbegriff mittelalterlicher Baukunst abgebildet wurde. Die ältestes dieser Art stammt aus dem Jahre 1832 und ist von William Tombleson. Pauly erläuterte an Beispielen, dass nicht alle der Zeichner und Holzstecher vor Ort waren, um die Kirche darzustellen und dass nicht alle gleichermaßen begabt waren. Ganz am Rande: Bis heute  werden, um einzelne Drucke zu verkaufen, historische Bücher jener Zeit auseinander gerissen!

 

Zu sehen ist auch die älteste Darstellung von Sinzig. Stephan Pauly legte Wert darauf, dass dieses Prädikat der im Schloss gezeigten Karte von 1570/71 gebührt und nicht, wie vielfach angenommen, einer  Darstellung auf dem berühmten Altarbild in der Kirche St. Peter. Von ganz besonderer Qualität ist der Gesellenbrief von 1760, eine echte Visitenkarte der Stadt mit einer feinen und genauen Darstellung.

 

Seit 1822 war das romantische Mittelrheintal Bestandteil der Preußischen Rheinprovinz.

Die preußischen Könige verstanden es, die Begeisterung für die Rheinlandschaft politisch und propagandistisch zu nutzen. Auch dieser Aspekt findet sich in der Ausstellung wieder. Der Rhein wurde zum nationalen Symbol vor allem in der Auseinandersetzung mit dem „Erbfeind“ Frankreich. Der „Schicksalsstrom“ der Deutschen sollte durch Bauten von nationaler Bedeutung zum Inbegriff nationaler Identifikation unter preußischer Hoheit werden. Zum Glück kamen geplante monumentale Bauvorhaben am Drachenfels oder auf der Erpeler Ley nicht zur Ausführung.

 

Auch heute noch geht eine große Faszination vom Sehnsuchtsstrom Rhein aus. Die gleichen Motive, motivieren die heutigen Fotografen – aktuelle Fotos sind deshalb ein Element der Ausstellung. Eingriffe in die Landschaft hat es gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Agnes Menacher nahm das am Fähranleger der Personenfähre Remagen-Erpel stehende, provozierende Kunstwerk von Thomas Huber „Ein neues Panorama für Remagen“ – hier wird eine gigantische Industrieanlage vor die Kulisse der Erpeler Ley gezeigt – zum Anlass für ihren Appell, zu erkennen, dass um den Erhalt einer liebenswerten Rheinlandschaft auch gekämpft werden müsse.

 

Ebenfalls eröffnet wurde im HeimatMuseum Schloss Sinzig an diesem Tag die neue Dauerausstellung zum Thema Keramik, in der es um Produkte und Geschichte der Sinziger „Plattenfabrik – heute  Deutsche Steinzeug - geht.   

 

 

 

Ausstellung und Begleitbuch

Ausstellung „Malerisch und Monumental  - Rheinische Motive zwischen Hammerstein und Drachenfels“.  78 Motive auf Drucken, Gemälden, Zeichnungen und aktuellen Fotos (Peter Lüdke, Andreas Schmickler, Hans-Jürgen Vollrath). 

Geöffnet vom 22. Mai bis 30. Oktober donnerstags 10 – 12 Uhr, samstags und sonntags 14 und 17 Ihr, Gruppen nach Vereinbarung.
Der Eintritt ist frei.  www.museum-sinzig.de

 

Begleitbuch „Malerisch und Monumental  - Rheinische Motive zwischen Hammerstein und Drachenfels“, 112 Seiten, Format 21 x 21 Zentimeter, broschiert, Preis  10 Euro. Erhältlich im Museum und im Buchhandel.

Inhalt:

Allgemeiner Teil:

-          Bilder und Sinnbilder einer Landschaft (Hildegard Ginzler)

-          Rheinromantik, Politik und Landschaft (Elmar Scheuren)

-          Die Stadt Sinzig und die Pfarrkirche Sankt Peter in der grafischen Darstellung (Stephan Pauly)

-          Die Druckverfahren (Rudolf Menacher)

Katalog

-          Historische Bildquellen des 16. und 18. Jahrhunderts

-          Monumental und einzigartig – Die romanische Kirche Sankt Peter in Sinzig

-          Malerische Rheinansichten vom Hammerstein zum Drachenfels

 

 

       

Viel zu erzählen haben die Darstellungen der Kirche St. Peter. Kunsthistoriker Stephan Pauly stellte interessante Zusammenhänge her.

 

 

Romantischer Rhein – Blatt aus einer Mappe von 1862  

 

(c) Mai 2016

 

Text: Matthias Röcke 
Foto: Denkmalverein