Von den Quellen zum kompletten Gesundheitsangebot

Kurdirektor  Dr. Ulrich Tappe beim Turmgespräch des Denkmalvereins Sinzig

von Matthias Röcke 

 

Sinzig,  Februar  2011

Zum Schluss eine kleine Anekdote…..Dr. Ulrich Tappe (links) und Dr. Günther Schell  beim Turmgespräch im Schloss Sinzig. 

Eine historische Entwicklung von großer Bedeutung für die Region und ein Blick auf heutige Anforderungen und Aufgaben – so präsentierte Kurdirektor Dr. Ulrich Tappe beim Turmgespräch im Schloss Sinzig den Mitgliedern  und Freunden des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig die Geschichte des Heilbades Bad Neuenahr. Parallel verwies er auch auf die Entwicklung in Bad Bodendorf und da zeigte sich schon zur Zeit der Quellenerschließung im Ahrtal ein grundlegender Unterschied zwischen beiden Orten:  Während der Entdecker der Neuenahrer Apollinarisquelle und der Heilquelle, Georg Kreuzberg aus Ahrweiler, 1852 die Chancen sofort erkannte und dabei auch Unterstützung fand, wurde nach der Entdeckung der Quelle in Bodendorf im Jahre 1900 erst einmal nichts aus einer  Nutzung. Erst 1924 begann die Geschichte des Kurortes und heutigen Sinziger Stadtteiles Bad Bodendorf.

Mineralwasser und Heilwasser machten ab 1852 aus den Dörfern  Beul, Hemmessen und Wadenheim in kurzer Zeit das Heilbad Neuenahr, in dem die Vermarktung des Apollinariswassers neben dem Kurwesen ein wichtiger Faktor war. Das Stadtbild bis heute prägende Bauten wie Thermalbad, Kurhaus, Kurhotel, Kurhaus, Kurpark und Spielcasino lockten Gäste und Patienten. Zuckerkranke – ihnen half das Heilwasser - und von hohem Blutdruck betroffene (Kneippkuren) kamen zuerst. Insgesamt acht Kurdirektoren vor Dr. Tappe führten das Heilbad Neuenahr durch die Jahrzehnte und hatten dabei große Umwälzungen zu bewältigen.

Dabei spielt eine große Rolle, dass das Kurwesen in Bad Neuenahr immer private geführt wurde. Die Kur AG kann nicht auf staatliche Zuschüsse in Krisenzeiten hoffen, sondern muss eigenverantwortlich nach Lösungen suchen. Dr. Tappe nannte als Beispiel die tief greifende Gesundheitsreform in den 1980er Jahren, als in kurzer Zeit ein großer Teil der über Krankenkassen abzurechnenden  Patienten wegfiel. Den Trend zum Selbstzahler galt es zu nutzen mit guten Angeboten, um im harten Konkurrenzkampf zu bestehen. Heute sind 80 Prozent in Bad Neuenahr solche privaten Kurgäste. Sie kommen kaum noch wegen der Zuckerkrankheit  – Ausnahme ist die zahlungskräftige Gruppe von Patienten aus arabischen Ländern - , aber wegen Stoffwechselerkrankungen, Leiden an Galle und Leber, wegen Problemen im Magen- und Darmbereich oder  wegen der Gicht.  Dazu betreibt das Heilbad um zusätzliche Gesundheitsangebote wie  dem anspruchsvolles Fitnesstudio, die Ahrthermen als attraktives Freizeitbad und verschiedenen Wohlfühlmöglichkeiten im Badehaus.

So erhielt die interessierte Zuhörerschaft im Sinziger Schloss einen authentisch und lebendig  gestalteten  Einblick in das Kurwesen der Nachbarstadt. Vereinsvorsitzender Dr. Günther Schell dankte Dr. Tappe  dafür mit der Überreichung eines Weinpräsentes. Zu seiner nächsten Veranstaltung lädt der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums am Samstag,  26. März ein, auf dem Programm steht der Besuch des Ateliers Knops in Westum.