Burg Rolandseck: Spannende Neuigkeiten und ein Riesling

Professor Dr. Kurt Roessler sprach beim „Turmgespräch“ über seine Forschungen

 

Sinzig. Spannend, aktuell und auch heiter – das sind die ungewöhnlichen Attribute des jüngsten „Turmgesprächs im Schloss“ des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig. Professor Dr. Kurt Roessler referierte nicht nur zu seinem Thema „Neueste Erkenntnisse zur Burg Rolandseck“, er kredenzte in einer Pause auch seinen eigenen, unterhalb der Burg in Rolandseck angebauten Wein; daher im zweiten Teil die auch heitere Note des Vortrags.

Spannend gestaltete der in den Themen rund um den Rolandsbogen sehr engagierte Geschichtsforscher, Zeichner und Schriftsteller – von Haus aus ist er Naturwissenschaftler – seinen Vortrag. Seine Schilderungen, wie er ganz neue Erkenntnisse rund um die Burg oberhalb des nördlichen Remagener Stadtteils gewonnen hat, sorgten für die Aktualität. Die Quintessenz: Die 1929 erbaute, heute noch vorhandene Gaststätte auf dem Burggelände steht auf alten Mauern, zum Teil auf romanischen aus der Zeit nach 1122, zum Teil auf gotischen von 1304. Die Befreiung des Gebäudes von Rankpflanzen in jüngster Zeit hat es zutage gebracht.

Mit großer Akribie ist der „Winzer vom Rolandsbogen“ der Sache auf den Grund gegangen und hat auch eine Karte angefertigt. Sie zeigt die alten Mauern nach Südosten (romanisch) und nach Nordosten (gotisch), beide gehören zu einer Zwingeranlage, in der Eindringlinge gezielt bekämpft werden konnten. In Wort und Bild erläuterte Dr. Roessler den aktuellen Stand der Umbauarbeiten auf der Burg, wo weiterhin ein Restaurant betrieben wird. Zusammen mit Investor Dr. Jörg Haas und der zuständigen Denkmalpflege ist Dr. Roessler stark eingebunden in das Vorhaben, das auf neue Zuwegung und Absicherung des Plateaus abzielt.

Wie sah die Burg Rolandseck früher aus? Dr. Roessler zeigte eine Reihe alter Ansichten. Gebaut wurde die Burg nach 1122 vom Kölner Erzbischof Friedrich von Schwarzenberg in der Auseinandersetzung mit Kaiser Heinrich V. Der Krieg ging schlecht aus für das Erzbistum Köln, um 1304 wurde die Burg zerstört, anschließend aber wieder aufgebaut. Später ließen die Burgherren sie offen, was Banditen und Räuber anzog. Die Konsequenz: 1619 wurde sie zum Abbruch freigegeben, damit von ihr keine Gefahr mehr ausgehen konnte. 1673 erledigte ein Erdbeben den Rest, so dass nur noch der später so berühmt gewordene Rolandsbogen übrig blieb. Die Burg stand auf einem sehr spitzen, hohen Felsen, und das hat Zeichner und Maler schon früh gereizt. So gibt es Darstellungen ab 1418, die immer wieder die romantisch geprägte Lage der Burg und der Insel Nonnenwerth mit Kloster darstellen.

Das Kloster gehörte ebenfalls zum Erzbistum Köln und hatte wie viele Klöster in dieser Zeit auch den Rang eines machtpolitisch bedeutsamen Stützpunktes. Kloster und Burg sind oft ein Thema gewesen, wenn es wie im zweiten Teil des Vortags um die Sagen und Legenden sowie die romantische Verklärung des Rolandsbogens geht. Bekannt ist vor allem die „Schmachtgeschichte“ des Ritters auf der Burg und der Verlobten im Kloster, eine Schilderung ohne jede Chance auf Realität. Roessler hat herausgefunden, dass das darauf fußende „Lied vom jungen Grafen“ aus dem 18. Jahrhundert kein Volksgut, sondern das Werk eines mittelmäßigen Schriftstellers war. Diese und andere Sagen beschäftigen die Schriftsteller im 19. Jahrhundert, nichtjedoch die Maler. Aber auf beiden Feldern zeigt sich die „Lyrische Landschaft Mittelrhein“, jene intensive Verbindung von Landschaft mit Prosa, Lyrik und Bildern. Dies hält an bis heute und Dr. Roessler ist mittendrin.

Ein epochales Datum in der Geschichte der Burg stellt der Einsturz des Rolandsbogens an Silvester 1839 dar. Der im gegenüber liegenden Unkel lebende Schriftsteller Ferdinand von Freiligrath nahm das Ereignis zum Anlass, in einem Aufruf die Wiederherstellung zu initiieren – der Start zur modernen Denkmalpflege.

Aus dieser bewegten Zeit hatte Dr. Roessler viele zum Teil sehr originelle Beispiele parat von Rheinverherrlichung und anderen Würdigungen. Der begeistere Rolandseck-Forscher ist wirklich bis ins letzte Detail informiert und wusste auch, dass das Drama „Die Häuser des Herrn Sartorius/Widower´s Houses“ von Bernhard Shaw mit einer Szene in Remagen und Rolandseck beginnt….

So viel Wissen plausibel und anregend, oft im Plauderton, dargebracht zu haben, dafür dankte ihm Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt in herzlichen Worten und unter großem Beifall des Publikums. Zu seiner nächsten Veranstaltung lädt der Verein am Samstag, 12. Juli ein – einer Besichtigung von Schloss Vehn in Löhndorf.

 

Pause mitten im Turmgespräch: Referent Professor Dr. Kurt Roessler bot der
Zuhörerschaft seinen selbst angebauten Riesling „Rolandsbogen“ an.

 

 

(c) Mai 2014

Fotos und Text: Matthias Röcke